In diesem Jahr bin ich mit einer Online-Veranstaltung dabei, und zwar mit einer multimedialen Annäherung an ihr Leben und Werk als Scrollytelling-Projekt.
Es ist ein Experiment und natürlich nicht mit einer Ausstellung vor Ort zu vergleichen, aber es ist eine Möglichkeit auf eine ganz neue und besondere Weise in die Welt von Henny Koch einzutauchen und den Zauber ihrer Geschichten interaktiv zu entdecken.
Einfach auf das folgende Bild oder hier klicken und los geht’s:
Ein paar Tipps:
einen möglichst großen Bildschirm verwenden (Es funktioniert sowohl mit PC, Laptop, Tablet als auch mit dem Handy)
Ton über das Symbol oben aktivieren (Dann hört man Erklärungen, Töne und Musik, die zusätzlich Atmosphäre schaffen)
mit der Maus (beim Desktop) oder mit dem Finger (beim Handy) durch die Geschichte scrollen
interaktive Elemente entdecken (Bildergalerien durchklicken, Vorher-/Nachher-Schieber bewegen, Hotspots auf Bildern anklicken, Pfeile anklicken, um Zusatzinfos zu erhalten)
den roten Balken oben beachten (Daran sieht man, an welcher Stelle man sich befindet)
über das Menü zu bestimmten Kapiteln navigieren (Beim Desktop in der Kapitelleiste oben, beim Handy über Klick auf die drei Striche links oben)
Kommentierte Ausgabe von Papas Junge
Zum Gedenkjahr ist eine kommentierte Neuauflage von »Papas Junge« erschienen, die neben dem vollständigen Backfischroman von Henny Koch auch wertvolle Zusatzinformationen enthält: Begriffserklärungen, Hintergrundwissen zur Autorin und eine historische und literarische Einordnung.
Die Leseprobe enthält das 1. Kapitel der kommentierten Ausgabe mit Erklärungen schwieriger oder veralteter Wörter in den Fußnoten. Außerdem sind auch Teile des Anhangs enthalten, u.a. der Lebenslauf der Autorin, Personenverzeichnis, Informationen zu den ausländischen Ausgaben und Gegenüberstellung der verschiedenen Illustrationen.
Liebe Dana,
dein Srollytelling über Henny Koch ist klasse geworden! Eine neue - und sehr schöne sowie interessante Art - eine Autorin kennenzulernen.
Danke schön
Rabea
Carola
aus Othmarsingen, Schweiz schrieb am 25. Mai 2025 um 12:42
Liebe Dana, was ein gelungenes Scrollytelling. Toll, ich habe es sehr genossen. Informativ, unterhaltsam und so schön gestaltet. Herzlichen Dank dafür und herzlichen Glückwunsch dir zu der toleln Umsetzung.
Judith Brunschwiler
aus Thayngen schrieb am 25. Mai 2025 um 10:56
Liebe Dana,
so eine gelungene Online-Ausstellung, in die ich begeistert eingetaucht bin und darüber völlig die Zeit vergessen habe.
Herzliche Grüße
Judith
Münchmeyer-Schöneberg
aus Berlin schrieb am 25. Mai 2025 um 8:15
Mit Vergnügen habe ich Ihren anschaulichen Beitrag gelesen, gehört, angesehen. Beeindruckt haben mich die vielen ausländischen Ausgaben und die italienische Verfilmung.
Ich habe den Eindruck, dass der "Trotzkopf" bei vielen Szenen Pate gestanden hat oder ?
Bleiben Sie weiter dran, es gibt sicher noch viel zu entdecken.
Dana Rothstein aus Bregenz schrieb am 26. April 2025 um 20:12
Ich freue mich sehr über Einträge in das Gästebuch!
Wer noch mehr in die Welt der Autorin eintauchen möchte, kann hier die seit dem „Tag für die Literatur“ am 25. Mai 2025 online verfügbare multimediale Annäherung an ihr Leben und Werk unter besuchen.
als 2004 die Spurensuche in Henny Kochs Geburtsort Alsfeld begann,
dann im Herbst auch eine Ausstellung in der Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt stattfand,
als 2009 Henny Koch Thema beim hessischen „Tag für die Literatur“ wurde, eine Ausstellung und ein literarischer Spaziergang sie in ihrem jahrzehntelangen Wohnort Jugenheim an der Bergstraße wieder in Erinnerung rief,
es jetzt sogar seit 2021 jährlich einen Henny-Koch-Preis für Seeheim-Jugenheimer Schülerinnen gibt.
Es stellt sich für so manchen Besucher dieser Website bestimmt die Frage, wie und wo man heutzutage noch Bücher von Henny Koch lesen kann.
Von Papas Junge gibt es seit April 2025 eine kommentierte Ausgabe, im Selbstverlag bei Kindle Direct Publishing erschienen. Diese kommentierte Ausgabe enthält neben dem vollständigen Backfischroman wertvolle Zusatzinformationen, wie:
Erklärungen schwieriger oder veralteter Wörter in den Fußnoten
Lebenslauf der Autorin
Hintergrundinformationen zum Werk
Entstehungszeit
Auflistung der Ausgaben, Übersetzungen und Adaptionen
Personenverzeichnis
Zusammenstellung der im Werk erwähnten Musik und Literatur
Gegenüberstellung der verschiedenen Illustrationen
Erzähltechnik
Rezeption
Text- und Bilddokumente zur historischen und literarischen Einordnung des Werks
Gutenberg-DE wurde in den Kindertagen des Internet im Jahr 1994 gegründet und bietet deutschsprachige E-Texte von Autorinnen und Autoren, die vor mehr als 70 Jahren verstorben sind und auf deren Werke deshalb kein Urheberrechtsanspruch mehr besteht, im Internet an.
Natürlich kann man in Antiquariaten und Online-Auktionshäusern immer wieder die alten Ausgaben ergattern – mit ein bisschen Geduld auch zu vernünftigen Preisen. Allerdings muss man sich dann mit der Frakturschrift auseinandersetzen und anfreunden.
bei Schatzbehalter, der Elektronischen Bibliothek der ALEKI (Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendmedienforschung) der Universität zu Köln und des Bilderbuchmuseums Burg Wissem (Museum der Stadt Troisdorf) :
Digitalisierte niederländische Ausgaben von Henny Kochs Büchern sind in der Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse Letteren (DBNL) und bei Delpher zu finden:
Auch digitalisierte polnische Ausgaben von Henny Kochs Büchern sind online verfügbar, und zwar in der polnischen Nationalbibliothek Biblioteka Narodowa:
Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Um die Bildung junger Mädchen und Frauen zu fördern, hat der Club Soroptimist International Seeheim-Jugenheim (SISJ) anlässlich seines zehnten Charterjubiläums einen Preis ausgelobt.
Ich freue mich natürlich sehr, dass Henny Koch Namenspatronin des Preises geworden ist. „Henny Koch ist ein Paradebeispiel einer Frau, die sich durch Bildung und eigene Arbeit ein unabhängiges Leben aufbaute“, erklärt SISJ-Präsidentin Gisela Dallhammer. „Dafür setzen wir Soroptimistinnen uns heute weltweit ein: Bildung für Frauen und Mädchen als Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben.“
2021
Der Henny Koch-Preis wurde am 7. Juli 2021 erstmals vergeben, coronabedingt im kleinen, aber dennoch feierlichen Rahmen in der Aula des Schuldorfs Bergstraße. Er wird ab diesem Sommer jedes Jahr an die jeweils besten Absolventinnen der drei Schulzweige am Schuldorf Bergstraße verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 1.500 Euro dotiert. Jede erfolgreiche Schülerin erhält einen Gutschein für ein individuelles Coaching im Wert von 500 Euro. Beste Abiturientin in diesem Jahr ist Friederike Biederer. Den besten Realschulabschluss erreichte Leoni Roth. Berfin Grasmik erhält den Henny Koch-Preis für den besten qualifizierenden Hauptschulabschluss. SISJ-Präsidentin Gisela Dallhammer gratulierte den erfolgreichen Schülerinnen zum Preis und wünschte ihnen Glück auf ihrem weiteren Weg.
Von links: Katrin Faust, Coachin, Sibylle van de Ree, zweite Vizepräsidentin, Friederike Biederer, beste Abiturientin, Leoni Roth, beste Realschülerin, Berfin Grasmik, bester qualifizierender Hauptschulabschluss, Gisela Dallhammer, Präsidentin. (Foto: Eva Reinhold-Postina)
2022
Am Dienstag, den 19. Juli 2022, wurde der Henny-Koch-Preis zum zweiten Mal vergeben. Beste Abiturientin in diesem Jahr ist Amira Mi-Sen Seibert. Den besten Realschulabschluss erreichte Mia Nadja Spitzbarth. Lara Onay erhält den Henny Koch-Preis für den besten qualifizierenden Hauptschulabschluss.
Von links: Katrin Faust,Mia Spitzbarth, Lara Onay, Gisela Dallhammer und Amira Mi-Sen Seibert bei der Preisverleihung. (Foto: Eva Reinhold-Postina)
2023
Am Dienstag, den 11. Juli 2023, wurde der Henny-Koch-Preis zum dritten Mal vergeben. Die diesjährigen Preisträgerinnen sind Alex Scharnow (bester qualifizierender Hauptschulabschluss), Maya Joulie Taylor (bester Realschulabschluss) und Elsa Gracia Mbahal (bestes Abitur).
von links (eingerahmt von SISJ-Präsidentin Sibylle van de Ree links und Coachin Katrin Faust ganz rechts): Elsa Gracia Mbahal (Abitur), Alex Scharnow (qualifizierender Hauptschulabschluss) sowie Maya Joulie Taylor (Realschulabschluss). (Foto: Eva Reinhold-Postina)
2024
Seit 2024 werden neben den herausragenden Absolventinnen der Bildungsgänge Abitur, Realschule und qualifizierender Hauptschulabschluss erstmals auch die besten Absolventinnen der Dahrsbergschule und der State international School am Schuldorf Bergstraße mit je einem Henny-Koch-Preis gewürdigt. Der Preis für den herausragenden Realschulabschluss konnte 2024 nicht vergeben werden, weil die Vergabebedingungen nicht erfüllt wurden. Das International Baccalaureate Diploma (IB) entspricht dem deutschen Abitur, das International General Certificate of Secondary Education (IGCSE) ist mit dem deutschen Realschulabschluss vergleichbar.
von links nach rechts: Breeze-Kate Jüllich (IGCSE), Aliyah Dankwah (Dahrsbergschule), Vivienne Annabelle Dill (Hauptschulabschluss), Julia Christine Grimm (Abitur) und Ylva Hoven (IB). (Foto: Eva Reinhold-Postina)
2025
Zum fünften Mal wurde der Henny-Koch-Preis vergeben, und zwar an: Claudia Marie Teltschik (Abitur), Breeze-Kate Jüllich (IB), Rosalyn Kay Holmes (IGCSE), Julia Sophie Renate Elise Peter (qualifizierender Hauptschulabschluss), Emilia Sarah Hertelendy (Realschulabschluss) und Nala Keller (Abschluss Dahrsbergschule).
von links nach rechts: Claudia Marie Teltschik (Abitur), Breeze-Kate Jüllich (IB), Rosalyn Kay Holmes (IGCSE), Julia Sophie Renate Elise Peter (qualifizierender Hauptschulabschluss), Emilia Sarah Hertelendy (Realschulabschluss) und Nala Keller (Abschluss Dahrsbergschule). (Foto: Eva Reinhold-Postina)
on links nach rechts: Breeze-Kate Jüllich (IGCSE), Aliyah Dankwah (Dahrsbergschule), Vivienne Annabelle Dill (Hauptschulabschluss), Julia Christine Grimm (Abitur) und Ylva Hoven (IB).
In ihrem Geburtsort Alsfeld bekam Henny Koch im Rahmen eines Schulprojekts einen Gedenkstein am Ludwigplatz. In Seeheim-Jugenheim gibt es nun den Henny Koch-Preis, ein Preis, der sicherlich auch in ihrem Sinne gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre es für sie ein bisschen zu viel Rummel um ihre Person gewesen, aber vom Hintergedanken, jungen Menschen eine Freude zu machen und dabei zu unterstützen, ihren Weg zu finden, wäre sie wohl begeistert gewesen.
So bleibt mir noch, den Preisträgerinnen herzlich zu gratulieren und viel Freude mit dem Henny Koch-Preis zu wünschen!
Bei meinem letzten Besuch in Jugenheim habe ich eine Henny-Koch-Bank entdeckt.
Wie schön, dass an einer Stelle mit Blick über die Rheinebene und mit dem Melibokus im Rücken jetzt auch rastende Spaziergänger oder Radfahrer auf die Schriftstellerin und Übersetzerin aufmerksam gemacht werden, die nicht weit entfernt in der Klause in der Zwingenberger Straße gelebt und ihre Werke verfasst hat. Sie hätte diese Stelle sicher auch geliebt. Denn von dort
hat man einen herrlichen Rundblick über die Rheinebene mit Saatfeldern, Wiesen und Waldstreifen bis zum Strom mit seinen alten Städtchen und Städten, deren Dome am Horizonte ragen. Rückwärts schweift der Blick über die fruchtbestellten Hochebenen des Odenwaldes, über Waldkuppen, von denen Burgzinnen niedergrüßen und von Menschen erzählen und von Tagen, die nicht mehr sind. (aus „Wildes Lorle“, 1916, S. 25)
und dann geht
der Blick unter dem schattenden Baumgrün durch über die bunte Märchenpracht des Blumengartens zu den ernsten Waldbergen hin, die sich in langer Kette, steigend und fallend, streckten. Ihr Höhepunkt lag just in der Mitte des Sehkreises und hob sich gebietend ins Himmelsblau. (aus „Sonne Rynken und ihr Garten„. In: „Hochgeborene„, 1925, S. 73)
Das Bankgeheimnis verpflichtet eigentlich zur Verschwiegenheit, in Jugenheim jedoch laufen Bankgeschäfte anders:
Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Jugenheim animiert Spaziergänger, Jugenheim entlang aufgestellter Ruhebänke mit wachem Auge und interessiertem Sinn kennen zu lernen – sei es im Pauerweg, am Roseneck, in der Lindenstraße oder sogar auf dem Friedhof. Mitglieder des Verkehrs- und Verschönerungsvereins haben drei Rundgänge ausgearbeitet, um Spaziergängern Bankgeheimnisse zu verraten.
Es lohnt sich also, das Zeitkonto zu überziehen und in aller Ruhe die Bankauskunft zu genießen. Start- und Zielpunkt der drei Rundwege ist jeweils die Rundbank beim Eiscafe Natale. Die Routen sind in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet.
Bank 3 des gelben Rundwegs heißt „Huckleberry Finn – Alsbacher Straße“ und beschäftigt sich mit Henny Koch und ihrem Werk.
Huckleberry Finn und Jugenheim 1890 hat die Jugenheimerin Henny Koch ein Schlüsselwerk der amerikanischen Literatur erstmals ins Deutsche übersetzt: Mark Twains erfolgreichsten Roman „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“. Darin erzählt der 13-jährige Straßenjunge Huckleberry Finn lebendig und spannend von seinen Erlebnissen und dem Alltag in einer Kleinstadt im amerikanischen Süden des 19. Jahrhunderts. Henny Koch (1854 – 1925) lebte seit 1881 in der Zwingenberger Straße. Ab 1901 verfasste sie auch eigene Romane und war zu ihrer Zeit eine bekannte, viel gelesene Jugendschriftstellerin. Wird Jugenheim in ihren Erzählungen auch nie erwähnt, ist doch zu erkennen, dass die Umgebung und die Bewohner der Hessischen Bergstraße sie inspiriert haben.
Henny Kochs erfolgreichste Erzählung Papas Junge war in Italien als Il Birichino di Papà so bekannt und beliebt, dass es dort 1942 sogar verfilmt wurde.
Regie führte Raffaello Matarazzo, die Musik schrieb Nino Rota (bekannt für die Filmmusik zu „Der Pate“). Die Hauptrollen spielten: Chiaretta Gelli [Nicoletta], Armando Falconi [Leopoldo Giovannini], Dina Galli [la marchesa], Amelia Chellini [Elisa] und Anna Vivaldi [Livia] .
Ich habe die Verfilmung vor einigen Jahren als Videocassette aus der Reihe 100 Film per 100 Anni di Cinema und später als DVD ergattert. Inzwischen ist auch ein kleiner Ausschnitt aus dem Film auf Youtube zu finden:
Grundlegende Elemente der Romanhandlung sind in der Verfilmung zu erkennen. Ansonsten handelt es sich aber doch um eine sehr freie Adaption. Elfriede Polten, die vom Vater ‚Friedel’ und von der Tante konsequent ‚Frieda’ gerufen wird, heißt in dem italienischen Film für die Tante ‚Nicoletta’ und für den Vater ‚Nicola’. Es ist genauso ein wildes Mädchen wie im Buch, das zum Beispiel mit der Pferdekutsche über die Landstraße jagt. Papas Junge spielt zwar im Film nicht Geige, ist aber trotzdem sehr musikalisch und singt, was in einem Film vielleicht auch besser wirkt. Nicola wird in eine strenge Internatsschule geschickt, um zum Mädchen erzogen zu werden, was aber genau wie im Buch nicht wie gewünscht klappt. Der Hauptunterschied zum Buch ist eine Geschichte, die um die geplante Hochzeit der Schwester gesponnen wird. Insgesamt wird Papas Junge als ein Mädchen dargestellt, das sich nichts gefallen lässt, sich für andere einsetzt und trotz seiner Wildheit ein großes Herz hat, wie Henny Koch auch eindeutig den Charakter der Friedel Polten im Buch beschreibt.
Livia: „Senti è meglio che ce ne andiamo, questo avvocato sta peggio di noi“ Nicoletta: „Meglio così, più si è poveri, più si aiuta il prossimo“
Livia: „Wir gehen besser. Dieser Anwalt ist schlechter dran als wir.“ Nicoletta: „Besser so, je ärmer du bist, desto mehr hilfst du anderen.“
Am 21. Oktober 2023 ist ein Audiobeitrag zu Ada Brodnitz mit dem Titel „Zwei Fluchten nach England“ online gestellt worden, entstanden im Zusammenhang mit dem Projekt „STOLPERSTEIN-APP“ in Seeheim-Jugenheim.
Wer war Ada Brodnitz und was hat Ada mit Henny Koch zu tun? Wieso berichte ich überhaupt hier darüber?
Nach Henny Kochs Tod im Jahr 1925 lebte ihre Schwester Helene Koch weiterhin in der Klause und gründete dort eine Schule mit Pension für englische Studierende, und zwar gemeinsam mit Ada Brodnitz.
Die Schule bestand bis 1937/8, als Ada Brodnitz als Jüdin Deutschland verließ, nach England zog und Helene ihr folgte.
In Jugenheim gibt es seit 2014 vor der Klause einen Stolperstein für Ada Brodnitz, und damit er nicht wie so viele anderen Stolpersteine „stumm und im Alltag oft unbemerkt, im wahrsten Sinne des Wortes „übergangen““ wird, vertont eine Arbeitsgruppe in Seeheim-Jugenheim die Biografien dahinter und stellt die Audiobeiträge zunächst über youtube, später auch in einer Stolperstein-App zur Verfügung.
Die Patin des Stolpersteins für Ada Brodnitz und die Autorin des informativen, lebendigen und atmosphärischen Audiobeitrags „Ada Brodnitz: Zwei Fluchten nach England“ ist Inge Sichau:
Eine Liste aller Seeheim-Jugenheimer Stolpersteine ist hier zu finden:
Zur Entstehung und zu den Hintergründen des PROJEKTS „STOLPERSTEIN-APP“ und der Stolpersteine-Arbeitsgruppe gibt es auch einen sehr interessanten Blog mit Texten von Maidon Bader, die das Projekt medienpädagogisch begleitet. Man erfährt viel über die einzelnen Arbeitsschritte bis zum fertigen Audiobeitrag, zu den Herausforderungen und Erlebnissen:
Es folgen ein paar Zitate aus dem Blog, die während der Arbeit an dem Audiobeitrag über Ada Brodnitz enstanden sind:
Was für eine erstaunliche Frau war diese Ada Brodnitz, über die Inge erzählt! Eine alleinerziehende Frau mit eigener Sprachschule in Jugenheim, an die ihre englische Enkeltochter noch heute die besten Erinnerungen hat. Beim Zuhören öffnet sich ein Fenster in eine andere Welt, nicht nur bei dieser, sondern auch bei den anderen Erzählungen. Die kleinen Spratzler und Fehler auf der Aufnahme, die Interview-Partner*innen, die so verschieden agieren und nachfragen, die kleinen Dialoge, die sich dabei ergeben, all das bringt uns das Medium wieder nah, macht es lebendig und macht Lust auf mehr!
Ah, so klingt es, wenn Martin von Heinrich Koppel erzählt, wenn Birgit ein Zitat aus der Ada Brodnitz-Biografie mit englischem Akzent spricht, sofort bekommt das Erzählte Charakter. Dazwischen die gesprochenen Regieanweisungen: „Sendersuche im Radio“, „Autotür schlägt“. Ein erster Höreindruck kommt dabei heraus, eine Audioskizze zum Nachhören. Und die Einsicht: Das Medium, mit dem wir arbeiten, ist kein Hindernis, es ist ein Gewinn.
„Ich brauche noch Stimmengewirr“, sagt Inge. In Ada Brodnitz Sprachschule waren junge Frauen, die Englisch und Deutsch sprachen. Wir versammeln uns um den Gartentisch, es ist nicht schwer, das zu simulieren. Martin nimmt unsere „Atmo“ auf. Den ganzen Tag über sind wir beschäftigt.
Mit jeder Lebensgeschichte zieht es uns tiefer in eine Zeit vor unserer Zeit, als es noch jüdische Mitbürger*innen in Seeheim und Jugenheim gab. Auf einmal ist die Geschichte zum Greifen nah. Und sie ist ergreifend. Das haben wir geschafft.
Wie vermittelt man jungen Menschen Biographien berühmter Persönlichkeiten?
Darüber grübelte ich nach, als der Club Soroptimist mit der Frage auf mich zukam, ob ich sie beim Material, das sie den jungen Henny-Koch-Preisträgerinnen zur Namenspatronin mitgeben möchten, unterstützen kann.
Natürlich habe ich in den letzten Jahren verschiedene Texte zu Henny Koch verfasst, den Wikipedia-Eintrag, einen Lexikonbeitrag und Kurzbiographien für verschiedene Anlässe, aber wäre davon etwas geeignet, um junge Menschen zu begeistern und anzuregen, sich mit Leben und Werk der Schriftstellerin zu beschäftigen?
Letztendlich habe ich mich für ein persönlich gehaltenes Grußwort entschieden und einen Steckbrief erstellt. Einen Steckbrief oder man kann es auch „Freundebuch-Eintrag“ nennen, wie ich es aus den Lieblingsbüchern meiner Tochter kannte, aus den „Freundebüchern“ von Frank Schwieger mit Illustrationen von Ramona Wultschner, in denen berühmte Wikinger, Ritter, Griechen oder Römer ihr Leben erzählen und sich selbst erst mit einem Steckbrief vorstellen.
Diesen Steckbrief mit Leben zu füllen, bedeutete für mich nochmal eine neue Art der Annäherung an Henny Koch, ein Versuch, sich in sie hineinzuversetzen, um Fragen zu beantworten wie:
Wer gehört zu meiner Familie?
Welche Eigenschaften habe ich?
Was macht mich aus?
Was habe ich in meinem Leben erreicht?
Was kann ich besonders gut?
Was mache ich gern?
Worauf bin ich stolz?
Woher nimmt man die Antworten, wenn man die Person nicht mehr selbst fragen kann? Man kann sich nur an alle vorhandenen Quellen halten, die von Henny Koch selbst verfassten oder die über sie entstandenen – wie Briefe, Nachrufe, Vorworte, Verlagsanzeigen, Rezensionen.
Also auch in Vorarlberg interessiert man sich für Backfischliteratur! Der lokale Bezug zu Henny Koch, der bei meinen bisherigen Vorträgen und Ausstellungen immer gegeben war, fehlte hier und trotzdem gab es reges Interesse am Thema und anregende Diskussionen im Anschluss an den Vortrag im damaligen literaturhaus schanett in Hohenems (Vorarlberg) am 7. Oktober 2010.
Unter dem Titel „Backfischliteratur und kreatives Alter im Literaturhaus“ wurden auf vol.at die Veranstaltungen des Literaturhauses im Oktober – darunter auch mein Vortrag – angekündigt. In den Vorarlberger Nachrichten war der Abend über Henny Koch sogar „Tipp des Tages“ – „Das sollten Sie nicht verpassen“!
Zum hessenweit am 10. Mai 2009 stattfindenden „Tag für die Literatur“ werde ich erneut eine Ausstellung zu Henny Kochs Leben und Werk zeigen.
Fünf Jahre nach der Ausstellung in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek konnte ich nun mit Unterstützung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Jugenheim a. d. Bergstraße mit der Remise des ev. Gemeindehauses einen schönen Ort für diese Veranstaltung in zentraler Lage in Jugenheim finden.
Im Rahmen einer multimedialen Ausstellung können die Besucher in Leben und Werk der Jugenheimer Schriftstellerin Henny Koch eintauchen und so eine fast in Vergessenheit geratene Autorin wiederentdecken. In der Ausstellung werden Fotos, Dokumente und Bücher gezeigt.
Um 15 Uhr lade ich zu einem kleinen Vortrag mit anschließendem Spaziergang zu den Wohnhäusern Henny Kochs und anderer Jugenheimer Schriftstellerinnen und Schriftsteller ein, darunter Roland Anheißer, Helene Christaller, Luise Ploennies und Reinhard Roehle.
Ort: Remise des Evangelischen Gemeindehauses Jugenheim, Lindenstr. 6, 64342 Seeheim-Jugenheim Ausstellung: 10-17 Uhr Vortrag und Spaziergang: 15 Uhr