Tintenspuren in Jugenheim

Dichter-Spaziergang anlässlich des “Hessischen Tages für die Literatur”

JUGENHEIM (pem), Was hat Huckleberry Finn mit Jugenheim zu tun? Die Verbindung schafft die Übersetzerin des Twainschen Werkes: Henny Koch, die lange hier lebte und 1925 starb. Die 1853 in Alsfeld geborene Schriftstellerin dem Vergessen zu entreißen, hat sich die Hobby-Literaturforscherin Dana Rothstein zur Aufgabe genommen.

Die intensive Beschäftigung mit deren Schaffen und eifriges Materialsammeln zog weitere “Künstlerkreise” vor Ort. Querverweise vermittelten ein Bild der damals im 19. jahrhundert lebendigen, familiären Literaten-Szene, man kannte und schätzte einander persönlich.

So entstand die Idee zu einem Entdeckungsspaziergang von Dichterhaus zu Haus. “Es ist einfach schön,” freut sich Dana Rothstein, “dass man überall den Spuren der Literaten begegnen kann.”

Wenn man weiß, wo. Unschwer auszumachen ist das markante Domizil der prominentesten Jugenheimerin. Helene Christaller (1872-1953) wohnte ab 1903 im “Blauen Haus”, das sie an ein “italienisches Bauwerk”.erinnerte: Wie gerne sie das tat, spiegeln Ihre zahlreichen Bücher mit humorvoll-detailreichen Schilderungen des Familienlebens.

Die autobiographischen Werke färbt Lokalkolorit und noch heute teilt sich dem Leser das Flair vergangener Tage mit. Ein enger Vertrauter der Familie, der den Kindern Geigen-und Nachhilfeunterricht gab, befasste sich mit “Abenteuerliteratur für Knaben”: Reinhard Roehle (1876-1938) fuhr selber viele Jahre zur See, bevor er in der Bickenbacherstr. 3 ein zu Hause fand. Er verarbeitete aber nicht nur eigene Erlebnisse, sondern ließ sich Biographisches von “Kriegshelden” berichten, um sein Erzählen mit noch mehr Lebendigkeit zu bereichern.

Berufserfahrungen und künstlerische Tätigkeit flossen ebenso zusammen bei Roland Anheisser (1877-1949): Gärtner und Botaniker aus Profession, Maler aus Leidenschaft. Er illustrierte Fachbücher und schrieb über Architektureindrücke seiner Wanderungen. Unter seiner fachkundigen Hand wandelte sich das Anwesen Lindenstr. 9 in einen botanischen Garten.

Einen gesellschaftlichen Mittelpunkt schuf während ihrer sieben Jugenheimer Jahre Luise von Ploenies (1803-1872) mit dem “Dichterheim” (Hauptstraße 4). Sie selbst betätigte sich als Übersetzerin für Flämisch und Verfasserin religiös geprägter Lyrik.

Einem anderen Genre widmete sich Henny Koch: Sie gehörte zu den meist gelesenen Jugendbuchautorinnen. Mit 29 VerÖffentlichungen von Mädchenbüchern, Reise- und Kolonialliteratur, Backfischromanen verzeichnete sie Erfolge, den größten bescherte “Papasjunge”: in 94 Auflagen erschienen, in 5 Sprachen übersetzt und in Italien verfilmt!

Reinhard Roehle urteilte, dass ihre “Bücher zu Menschenkindern sprechen, um Freude zu machen.” Details ihrer Umgebung verwob sie oft in die Zeilen, denn das frohe Leben hier mag ihre Schaffensfreude gestärkt haben: “In meiner Klause mit zufriedenem Sinn tausch ich mit keiner Königin.”

Seit 2002 ist die Zwingenbergerstr. 20 deshalb Kulturdenkmal.

Am schönsten wäre es, wenn darüberhinaus wieder eine lebendige, enthusiastische Beschäftigung mit der damaligen reichen Kulturszene in Gang käme.

Dana Rothsteins ambitionierte Ausstellung macht größte Lust, die Tintenspuren des Ortes zumindest lesend weiter zu verfolgen.

MELIBOKUS-RUNDBLICK, 31.05.2009

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Als Heimat für Schriftsteller wiederentdeckt

Als Heimat für Schriftsteller wiederentdeckt

“Tag der Literatur” mit literarischen Informationen, Lesungen, Ausstellungen und einem literarischen Stadtrundgang

ALSFELD. Mit einer literarischen Matinee begann bei strahlendem Frühlingswetter am Sonntag in Alsfeld der “Tag für die Literatur”, der mit zahlreichen Veranstaltungen in ganz Hessen begangen wurde. So war die Stimmung unter den mehr als zweihundert Gästen und Akteuren angeregt und heiter, als Jochen Weppler, Vorsitzender des Alsfelder Geschichts- und Museumsvereins, sie im Rittersaal des Museums begrüßte. Besonders hervorzuheben sei mit Blick auf die Museumspädagogik, die auch im Alsfelder Museum mehr und mehr an Bedeutung gewinnen soll, die Zusammenarbeit bei diesem literarischen Projekt mit der Albert-Schweitzer-Schule und der Stadtschule, so Weppler. Die Schüler unterschiedlichster Altersklassen und Schulformen hatten sich gemeinsam mit ihren Lehrern auf Spurensuche begeben, um Alsfelder Autoren zu entdecken und diesen ein Forum zu geben.

Während der feierlichen Einweihung des Gedenksteins für Johanna Merck, zu der man erstmals durch den wiedereröffneten Hintereingang über den Innenhof des Museums schritt, dankte Bürgermeister Ralf Becker allen Beteiligten, den Organisatoren, Mitwirkenden und Sponsoren für ihr Engagement, die Idee, Alsfelder Autoren wieder ins Bewusstsein zu rufen, umzusetzen. Auch Elisabeth Hillebrand, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule, sprach von einem “Projekt, das zündet”, wenn Kultur in dieser Weise über junge Leute weitergegeben wird. Peter Schwärzel, Leiter der Stadtschule, zeigte sich besonders von dem Zugang seiner noch sehr jungen Schüler zu diesem Stück Literatur sehr überrascht und erfreut. Er sei dankbar und stolz, dass seine Schule sich beteiligen konnte.

Abschließend erklärte Michael Rudolf, er sehe für die Fortführung dieses generations- und institutionsübergreifenden Projekts große Chancen, habe er doch schon weitere Alsfelder Autoren gefunden, die es zu entdecken gebe.

In dem anschließenden zweieinhalbstündigen Programm boten zahlreiche Schüler der beiden teilnehmenden Schulen, moderiert von Julia Krug und Elena Ritter und musikalisch umrahmt von Ines Hohl am Klavier und David Bernbeck am Cello, die Ergebnisse ihrer Spurensuche dar. Eine Ausstellung zeigte einen interessanten und bunten Blick der Grundschüler auf die lange vergessenen Schriftsteller, während in den folgenden Präsentationen der Gymnasiasten nicht nur die Biografien, sondern auch die Zuordnung zu politischen und literaturgeschichtlichen Epochen sowie Informationen über die unterschiedlichen Stile der Autoren beleuchtet wurden.

Literatur-Wegbereiterin

Zunächst ging es um Johanna Merck (1737-1773), Wegbereiterin der deutschen Literatur, die mit ihrer Familie in Alsfeld lebte. Aufgrund ihrer Art, Gefühle zu beschreiben, wird sie gerne mit der antiken griechischen Dichterin Sappho verglichen. Jedoch schrieb sich nicht nur Gedichte (“Gedichte eines Frauenzimmers”), sondern auch Prosa, in der sie sich einerseits ihren Hauptthemen Bewusstsein, Religion und Freundschaft widmete, andererseits aber auch – Mensch ihrer Zeit – sich mit den Inhalten der Aufklärung auseinandersetzte. Veröffentlichungen ganz anderer Art bot der Historiker Johann Just Winkelmann (1620 – 1699), der in seinem Hauptwerk besonders die von ihm sehr geschätzte Stadt Alsfeld pries. Seine Verbindung zu Alsfeld war die Herkunft seiner Mutter Barbara Stumpf.

Über Henny Koch, geboren 1854 in Alsfeld (gest. 1925) und ihre “Backfischliteratur” berichteten nicht nur die Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Schule, sondern auch die Kinder einer vierten Grundschulklasse, die ein ebenso liebenswertes wie heiteres Stück über einen Besuch von Stadtkindern in der Schwalm aufführten. Henny Koch, eine inzwischen vergessene Schriftstellerin, beschrieb in ihren Werken oft den typischen und von der Gesellschaft erwünschten Werdegang junger Frauen.

Einen historischen Exkurs boten drei Schüler mit ihrer Präsentation des Lebens und Wirkens des Ober-Gleener Revolutionärs Friedrich Ludwig Weidigs, der gemeinsam mit Georg Büchner den “Hessischen Landboten” herausgegeben hatte. Sehr anschaulich wurde im Anschluss die Biografie Frieda Bückings (1853 – 1925) beschrieben. Weit gereist und für die damalige Zeit sehr emanzipiert, verarbeitete sie persönliche Erlebnisse in ihren Geschichten aus der Schwalm und Alsfeld, zum Beispiel in der Erzählung “Aus dem Leben einer kleinen Stadt”, in der sie liebevolle Details aus dem Alltag der Bewohner Alsfelds porträtiert, die sie aus dem Erker ihres Hauses am Marktplatz beobachtet.

Als letzter Alsfelder Literat wurde schließlich Wilhelm Jacob Georg Curtman (1814 in Alsfeld – 1896) vorgestellt. Als Pädagoge von bedeutendem Rang machte er sich als Bildungsreformer und Philosoph einen Namen und veröffentlichte zahlreiche Werke in Zeitschriften und Büchern. Aus seinen “Lehrreichen Geschichten” boten zuerst Schüler einer sechsten Gymnasialklasse einen interessanten Einblick in die Inhalte der Geschichten damals, überarbeitet mit Bezug auf die heutige Zeit.

So wurde aus einem Wald, in dem sich ein Kind verirrte und von einem Bettler gerettet wurde, ein U-Bahnhof in L.A. und eine Drogengang. Literarische Ansätze sind offensichtlich zeitlos. Auch Wilhelm Trautwein, Curtmans Ur-Ur-Enkel, las aus dem Werk seines Vorfahren. Zum Abschluss dieser Matinee, die bis in den frühen Nachmittag andauerte, stand noch einmal der aktuelle Bezug zur Literatur auf dem Programm: Die Teilnehmer an der Deutsch-Olympiade, Schüler der Albert-Schweitzer-Schule, die vor kurzem die Silbermedaille im Landeswettbewerb gewonnen haben, zeigten ihr Können im kreativen und originellen Umgang mit Sprache.

Zum Abschluss des Programms stimmte Ines Hohl am Klavier das Publikum, dessen Reihen sich inzwischen doch schon gelichtet hatten, mit den frühlingshaften Stücken “März – Lied der Lerche” und “Juni – Barkarole” von Peter Tschaikowsky auf einen warmen Nachmittag ein, an dem sich die Möglichkeit bot, gemeinsam mit Stadtarchivar Michael Rudolf einen ersten literarischen Stadtrundgang zu machen, auf dem man an signifikanten Stellen die Gedenktafeln für die vorgestellten Autoren entdecken konnte.

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gsi, Oberhessische Zeitung, 11.5.2009

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Ausflüge in die Welt des Geistes

Hessischer Rundfunk, Hessischer Literaturrat und das Kunstministerium sind die Ausrichter

DARMSTADT. Der nördlichste Punkt des Programms ist mit Hofgeismar angegeben, die südliche Markierung setzt Wald-Michelbach: Dazwischen erstreckt sich Hessen als Land der Autoren und Bücher.

Diese Geografie entwirft der Hessische Rundfunk, der gemeinsam mit dem Hessischen Literaturrat und dem Kunstministerium das Literaturland Hessen erkundet.

Vor allem aber sind es viele lokale Veranstalter, die den Sonntag (10.) zum Tag der Literatur machen und zu unterhaltsamen Ausflügen in die Welt des Geistes einladen. Wir bieten einen Überblick über das Angebot in Südhessen.

Bad König: Der in Bad König aufgewachsene Polarforscher Carl Weyprecht steht im Mittelpunkt einer Lesung, die um 11 Uhr im Großen Saal der Rentmeisterei beginnt. Die Urgroßnichte des Forschers, Heidi von Leszczynski, und Frank Berger tragen Auszüge aus Weyprechts Briefwechsel vor und geben einen Einblick in sein Leben.

Bensheim: Eine unterhaltsame moderne Fassung des Nibelungenlieds wird von Jeanette Giese als One-Woman-Show dargeboten. „Brunhild und der Fluch des Drachen“ beginnt um 11 Uhr im Walderdorffer Hof.

Darmstadt: Schon im Vorfeld des Literaturtages gibt es in Darmstadt am Freitag (8.) eine Schulveranstaltung, an der auch Bundesjustizministerin Brigitte Zypries und Staatssekretär Andreas Storm mitwirken. Schüler der Lichtenbergschule (Ludwigshöhstraße 105) gestalten um 19 Uhr eine szenische Lesung, die von den Nazis verbrannte Bücher vorstellt und in Spielszenen Zeitkolorit vermittelt.

Am Sonntag (10.) begnint das Programm um 10.30 Uhr: An der Haltestelle Goethestraße der Straßenbahnlinie 3 ist Treffpunkt für einen zweistündigen literarischen Spaziergang, auf dem Karlheinz Müller die Spuren von Elisabeth Langgässer und anderen starken Frauen zeigt – unter anderem geht es um die Sängerin Erika Köth, die Bühnenbildnerin Elli Büttner und die Frauenrechtlerin Luise Büchner.

Im Prettlackschen Gartenhaus im Prinz-Georg-Garten veranstaltet die Luise-Büchner-Bibliothek von 15 bis 18 Uhr eine Lesung in zeitgenössischen Kostümen, die Karoline Flachsland und den Darmstädter Kreis der „Empfindsamen“ vorstellt.

Im Literaturhaus (Kasinostraße 3) erinnert die Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde an den Autor Wilhelm von Ploennies: Aart Veder und Dieter Zeitz lesen ab 16 Uhr dessen 1869 entstandene Militärsatire „Leberecht vom Knopf“.

Eine Hommage an den Lyriker Karl Krolow hat sich die Literaturgruppe Poseidon vorgenommen. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Krolow-Plastik im Park Rosenhöhe. Fritz Deppert spricht über Krolow und sein Werk, Poseidon-Autoren lesen Krolows Gedichte und ihre literarischen Reaktionen darauf. Peter Feil spielt Posaune.

„Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen“: Unter diesem Titel erinnert die Langgässer-Gesellschaft ab 20 Uhr im Literaturhaus an einige jener Dichter, deren Bücher von den Nazis verbrannt wurden.

Dieburg: Im Schlossgarten beginnt um 15.30 Uhr (Treffpunkt am Kreisel hinter der Schlossmauer, Rheingauer Straße) eine vom Stadtarchiv organisierte Führung, die literarische Quellen der Anlage aufdeckt. Die Stadtbibliothek ergänzt die Erkenntnisse mit einer Lesung „Gärten in der Literatur“, die um 17.30 Uhr im Museum Schloss Fechenbach beginnt.

Fränkisch-Crumbach: An den Pfarrer und Kunsthistoriker Theodor Meisenbach erinnert die musikalisch begleitete Lesung „Ritter, Geister, Grabdenkmäler“ um 14 Uhr in der evangelischen Kirche. Das Heimatmuseum stellt Meisenbachs Texte rund um das Rodensteiner Land vor.

Gernsheim: Der ganze Literaturtag ist in der Stadt am Rhein Peter Schöffer gewidmet, dem Buchdrucker, der zum ersten Buchhändler und Verleger Europas wurde. Um 11 Uhr beginnt im Schöffer-Haus (Schöfferplatz) eine Ausstellung von Mario Derra, um 13 Uhr folgt ein Vortrag des Künstlers, um 15 Uhr werden Gussverfahren demonstriert, um 17 Uhr gibt es eine Lesung mit Vortrag über „Friedrich Lehne und die Drucker-Denkmäler in Haarlem, Mainz und Gernsheim“.

Heppenheim: Um 9.30 Uhr beginnt am Großen Markt ein Literarischer Naturspaziergang. Der dreistündige Weg wird mit Informationen über literarische Inspiration durch die Natur sowie mit Häppchen und Wein noch angenehmer gestaltet. Das Martin-Buber-Haus ist von 10 bis 13 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Über Anton Praetorius, der als Pfarrer unter anderem in Laudenbach tätig war und als Kämpfer gegen die Hexenverfolgung hervortrat, informieren zwei Veranstaltungen im Gemeindehaus, Bensheimer Weg 25: für Kinder um 10 Uhr, für Erwachsene um 14 Uhr.

Michelstadt: Direkt am Marktplatz befindet sich die Nicolaus-Matz-Bibliothek, die etwa 4000 mittelalterliche Handschriften und weitere Kostbarkeiten birgt. Von 11 bis 16 Uhr ist sie mit Führungen zu besichtigen.

Ober-Ramstadt: Leben und Werk von Georg Christoph Lichtenberg werden im Museum der Stadt von 14.30 bis 17.30 Uhr präsentiert.

Riedstadt-Goddelau: Zur Erinnerung an Georg Büchner liest Horst Schäfer ab 17 Uhr in der Kunstgalerie am Büchnerhaus Auszüge aus dem „Hessischen Landboten“. Das Büchnerhaus ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Seeheim-Jugenheim: Aus Jugenheim stammt die Schriftstellerin Henny Koch, die als erste „Huckleberry Finn“ von Mark Twain übersetzte. In der Remise des evangelischen Gemeindehauses in Jugenheim (Lindenstraße 6) gibt es von 10 bis 17 Uhr eine Ausstellung über Kochs Leben und Werk, um 15 Uhr hält Dana Rothstein einen Vortrag, dem sich ein Spaziergang zu den Wohnhäusern von Schriftstellern anschließt.

Wald-Michelbach: Adam Karillon, 1853 in Wald-Michelbach geboren, war erster Träger des Büchnerpreises. Der Schauspieler Walter Renneisen liest ab 11 Uhr im Sitzungssaal der Gemeinde (In der Gass 17) aus Karillons Romanen. Außerdem gibt es eine Ausstellung über den Autor, und im Überwälder Heimatmuseum kann das Karillon-Zimmer besucht werden.

job, Darmstädter Echo, 6.5.2009

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Ein Tag für die Literatur 2009

Zum hessenweit am 10. Mai 2009 stattfindenden “Tag für die Literatur” werde ich erneut eine Ausstellung zu Henny Kochs Leben und Werk zeigen.

Fünf Jahre nach der Ausstellung in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek konnte ich nun mit Unterstützung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Jugenheim a. d. Bergstraße mit der Remise des ev. Gemeindehauses einen schönen Ort für diese Veranstaltung in zentraler Lage in Jugenheim finden.

Im Rahmen einer multimedialen Ausstellung können die Besucher in Leben und Werk der Jugenheimer Schriftstellerin Henny Koch eintauchen und so eine fast in Vergessenheit geratene Autorin wiederentdecken. In der Ausstellung werden Fotos, Dokumente und Bücher gezeigt.

Um 15 Uhr lade ich zu einem kleinen Vortrag mit anschließendem Spaziergang zu den Wohnhäusern Henny Kochs und anderer Jugenheimer Schriftstellerinnen und Schriftsteller ein, darunter Roland Anheißer, Helene Christaller, Luise Ploennies und Reinhard Roehle.

Ort: Remise des Evangelischen Gemeindehauses Jugenheim, Lindenstr. 6, 64342 Seeheim-Jugenheim
Ausstellung: 10-17 Uhr
Vortrag und Spaziergang: 15 Uhr

Faltblatt zum literarischen Spaziergang als PDF

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Ein Lexikonbeitrag

Jetzt ist auch Henny Koch im “Lexikon Kinder- und Jugendliteratur” aus dem Corian Verlag vertreten.
Diese Loseblattsammlung, die in den meisten Bibliotheken vorhanden ist, enthält seit der 25. Ergänzungslieferung (Juni 2005) einen von mir verfassten 23-seitigen Beitrag über Henny Kochs Leben und Werk.

Es sind zwölf Abbildungen enthalten: ein Porträtfoto der Schriftstellerin, ein Foto der Klause um 1950 (mit freundlicher Genehmigung der Familie Cartarius), die Todesanzeige aus der Bergsträßer Zeitung, Verlagsanzeigen, eine Einbanddecke und ein Einzelheft der illustrierten Mädchen-Zeitung “Das Kränzchen”, Gegenüberstellungen von alten und neuen Illustrationen und Buchcovern (d.h. Gegenüberstellung der Erstausgaben und der Neuausgaben aus den 1920er und 1930er Jahren).

Informationen zum “Lexikon Kinder- und Jugendliteratur” finden Sie hier.
Außerdem gibt es online auch ein ausführliches Inhaltsverzeichnis dieses Sammelwerkes von Beiträgen über z. Z. 224 Autoren und Übersetzer, 30 Illustratoren, 32 Verlage/Verleger, 14 Institutionen und vieles mehr.
An Mädchenbuchautorinnen sind zum Beispiel enthalten: Lotte Betke, Kirsten Boie, Federica de Cesco, Berta Clément, Cornelia Funke, Thekla von Gumpert, Clementine Helm, Johanna Klemm, Astrid Lindgren, Christine Nöstlinger, Agnes Sapper, Tony Schumacher, Josephine Siebe, Adrienne Thomas, Else Ury, Jean Webster und Ottilie Wildermuth.

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Weihnachtsgrüße 2004

“Heiligabend!
Die Dämmerung sank hernieder, schon sehr frühe, denn der Tag war grau. Leise, leise fiel Flocke um Flocke vom Himmel und bettete sich sachte, sachte, wo sie eben hintraf, auf Straße, Busch und Baum, auf Giebel und First, auf jeder Kante und jeden Vorsprung. Allmählich hüllte sich die Erde still und feierlich in ihr weißes Festgewand, und still und feierlich zog die Christnacht herauf.”

Henny Koch in “Papas Junge”, 1905, S. 325/6

Ich wünsche allen Besuchern dieser Homepage ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2005!

Dana Rothstein.

P.S. Als Weihnachtsgeschenk gibt es übrigens eine neue Seite mit weihnachtlichen Gedichten von Henny Koch.

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Ausstellungseröffnung

Heute wurde die Ausstellung in in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Schloss, offiziell eröffnet. Sie läuft vom 12. Oktober bis 12. November 2004 (Öffnungszeiten Mo.-Fr. 9-22 Uhr, Sa. 9-18 Uhr). Ausgestellt werden vor allem eine Auswahl der Bücher von Henny Koch, neben den deutschen auch einige ausländische Ausgaben, insgesamt 55 Bücher, Fotos und Dokumente über ihr Leben und Werk. Alle ausgestellten Bücher stammen aus meiner persönlichen Sammlung.

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Zu Unrecht vergessen

echoGeburtstag: Vor 150 Jahren wurde die Jugenheimer Autorin Henny Koch geboren
Eine Ausstellung in der Universitäts- und Landesbibliothek erinnert an ihr Leben und Werk

DARMSTADT. Wer kennt heute noch Henny Koch? Die 1925 in Jugenheim gestorbene Jugendbuchautorin wäre am 22. September 150 Jahre alt geworden, doch kaum einer erinnert sich an sie. „Zu Unrecht“, wie die Jugenheimerin Dana Rothstein findet: „Kochs Bücher waren regelrechte Bestseller ihrer Zeit.“ Zum 150. Geburtstag der Autorin hat Rothstein eine Ausstellung in der Darmstädter Universitäts- und Landesbibliothek organisiert.

Seit 1997 beschäftigt sich die Bauingenieurin in ihrer Freizeit mit Henny Koch: „Eine Bekannte schenkte mir damals eines ihrer Bücher, und ich wollte mehr über die Autorin wissen.“ Bis ins englische Oxford reiste die Achtundzwanzigjährige, um aus Archiven Daten und Fakten zum Leben der Schriftstellerin zusammenzutragen. „Koch wohnte mit ihrer Mutter und ihrer Schwester ab 1881 in der Zwingenberger Straße 20 in Jugenheim“, sagt die Biografin. Das Haus nannte die Familie „Die Klause“. Noch heute hängt ein Schild mit diesem Namen am Gartenpfosten des inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes.

Die 1854 in Alsfeld geborene Henny Koch veröffentlichte ab 1900 Fortsetzungsgeschichten für Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren in der illustrierten Mädchenzeitung „Das Kränzchen“. „Was sie schrieb, wird Backfischliteratur genannt“, erklärt Dana Rothstein. Die Geschichten handeln in der Regel von vermeintlich schlecht erzogenen Mädchen, die am Ende trotzdem glücklich heiraten.

Backfischliteratur macht einen großen Teil der Sammlung aus, die Dana Rothstein über die in Vergessenheit geratene Jugenheimer Schriftstellerin Henny Koch angelegt hat. Foto: Günther JockelUntypisch an Henny Kochs Backfisch-Geschichten sei jedoch, so Rothstein, dass sie viel Wissen über Kriege, Reisen und Kolonialismus habe einfließen lassen. Der Roman „Im Lande der Blumen“ spielt in Japan, andere Geschichten in Italien und Ostafrika. „Einige der Orte kannte sie ähnlich wie Karl Mey wohl nur aus Büchern“, sagt Rothstein. Die Familie habe jedoch zumindest Verbindungen nach England gehabt, da Henny Kochs Schwester dort längere Zeit lebte. Auch ein Aufenthalt der Autorin in Venedig ist belegt.

Die Mädchengeschichten wurden später auch in Buchform veröffentlicht: Der Roman „Papas Junge“ erschien in Deutschland in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der 94. Auflage. Andere Titel wurden ins Spanische und Italienische übersetzt: „Noch in den sechziger und siebziger Jahren wurden diese in Argentinien und Italien verkauft.“ Die Sammlerin Rothstein vermutet außerdem, dass es zur Jahrhundertwende einen literarischen Freundeskreis in Jugenheim gab, dem neben Henny Koch auch die Jugenheimer Schriftsteller Helene Christaller und Reinhard Roehle angehörten. Beide Schriftsteller verfassten einen Nachruf auf Koch; außerdem taucht eine Jugenheimerin namens Henny in einem von Christallers Büchern auf.

Thomas Riedel
Darmstädter Echo, 8.10.2004

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Der vergessene Backfischliebling

Heute vor 150 Jahren: Schriftstellerin Henny Koch in Alsfeld geboren – 29 Romane verfasst

ALSFELD (rwh). Auch Erfolg schützt vor Vergessen nicht. Heute vor 150 Jahren ist in Alsfeld eine Frau geboren, die zu ihren Lebzeiten eine bekannte Schriftstellerin war und heute fast völlig in Vergessenheit geraten ist, auch und gerade in ihrer Geburtsstadt: Am 22. September 1854 kam Henny, eigentlich Henriette, Koch in Alsfeld zur Welt.

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Die Tochter eines Leinenfabrikanten wurde zu ihren Lebzeiten zu einer viel gelesenen Jugendschriftstellerin, vor allem bei jungen Mädchen. Sie verfasste 29 Bücher, überwiegend Backfischromane, die meisten zunächst als Fortsetzungsgeschichten in der illustrierten Mädchenzeitung “Das Kränzchen”, die ihre Autorin in einer Verlagswerbung als “der erklärte und bevorzugte Liebling unserer deutschen Mädchenwelt” bezeichnet. Henny Kochs Bücher wurden in fünf Sprachen übersetzt, dienten als Drehbuchvorlagen für Verfilmungen – und doch ist die Autorin heute völlig in Vergessenheit geraten, ihr 150. Geburtstag ist für die Feuilletons im Lande kein Anlass zu tiefgründigen Betrachtungen über das Verschwinden eines Literaturgenres.

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Dass Henny Koch nicht völlig aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwindet, hat sie einer faszinierten Leserin zu verdanken. Dana Rothstein, heute 29-jährige Bauingenieurin, bekam als junges Mädchen einen Henny-Koch-Roman geschenkt. Sie wurde neugierig auf die Autorin, wollte mehr über sie wissen und stellte zu ihrer Verblüffung fest, dass sie im gleichen Ort zu Hause war, in dem sie selbst wohnt: im südhessischen Jugenheim. Dorthin war Henny Koch 1881 mit ihrer Tante Sophie Ernst gezogen. Schon Jahre zuvor hatte sie Alsfeld verlassen, die Familie hatte sich in Büdesheim bei Bingen niedergelassen, wo der Vater eine Weinhandlung betrieb.

Ein knappes Jahrzehnt nach dem Umzug an die Bergstraße begann Henny Kochs schriftstellerische Karriere, zunächst mit Übersetzungen amerikanischer Autoren, 1901 schrieb sie, mittlerweile einem literarischen Kreis in ihrer neuen Heimatstadt angehörend, ihr erstes eigenes Buch: “Mein Sonnenstrahl” mit dem Untertitel: Eine Erzählung für erwachsene junge Mädchen. Damit war der Ton vorgegeben, den Henny Koch bis zu ihrem Tod 1925 in Jugenheim in ihren Büchern beibehielt. Backfischliteratur wie es im Literaturlexikon heißt, aber durchaus um “untypische Themen” erweitert, sagt Dana Rothstein, mittlerweile zur Henny-Koch-Expertin geworden. Mädchenkriegsromane, Mädchenkolonialromane, Mädchenreiseromane, historische Mädchenromane – “von all diesen Gattungen finden sich Exemplare in ihrem Werk”.

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Dana Rothstein muss es wissen. 28 der 29 Romane von Henny Koch kennt sie und hat sie im eigenen Bücherschrank stehen, ihr fehlt in ihrer Sammlung lediglich “Glory”, eine “lustige deutsche Mädelgeschichte” aus dem Jahre 1921. Eine ganze Reihe der Bücher besitzt sie in Übersetzungen, in Norwegen, den Niederlanden, Italien, Spanien und Argentinien wurde Henny Koch damals verlegt. Eine holländische Ausgabe erhielt Dana Rothstein per Internet-Kontakt einmal aus Kanada zugeschickt. In Italien wurde einer der Romane in den 40er Jahren sogar verfilmt.

Je mehr sich die junge Jugenheimerin mit der Autorin befasste, um so stärker wuchs auch der Wunsch, mehr über den Geburtsort von Henny Koch in Erfahrung zu bringen. 1997 nahm sie Kontakt mit Alsfelds Stadthistoriker Dr. Herbert Jäkel auf, der schon 1992 in der Heimat-Chronik der OZ und in den Mitteilungsblättern des Geschichts- und Museumsverein die Familiengeschichte der Familie Koch geschildert hatte, wobei Henny Koch allerdings nur kurze Erwähnung fand. Beleg für die These, dass ihre spätere schriftstellerische Entwicklung in Alsfeld weitgehend unbekannt geblieben war.

In der vergangenen Woche war Dana Rothstein zum ersten Mal in Alsfeld, verschaffte sich einen Eindruck vom Geburtshaus “ihrer” Schriftstellerin am Ludwigsplatz und stattete dem Stadtarchiv im Beinhaus einen Besuch ab. Ihr Besuch diente der Vorbereitung einer Ausstellung, mit der an Henny Koch erinnert werden soll. Aus Anlass ihres 150. Geburtstages zeigt die Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt vom 12. Oktober bis 12. November eine Auswahl ihrer Bücher, außerdem Dokumente und Fotos über die Schriftstellerin und aus ihrem Leben.

Roland Heinrich
Oberhessische Zeitung, Alsfeld, 22.09.2004

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