Henny Kochs Bücher im Projekt Gutenberg

Im Projekt Gutenberg-DE sind mehrere Werke von Henny Koch vorhanden:

Das Projekt Gutenberg-DE bietet deutschsprachige E-Texte im Internet an. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Texte von Autoren, die vor mehr als 70 Jahren verstorben sind und auf deren Werke deshalb kein Urheberrechtsanspruch mehr besteht. Viel Spaß beim Stöbern im Angebot!

 

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Henny Koch in vielen Ländern gelesen

Vor 90 Jahren starb Jugenheimer Schriftstellerin

Fast vergessen ist die Jugendbuchautorin Henny Koch. Vor wenigen Tagen, am 13. Juni, vor 90 Jahren starb die Jugenheimer Autorin. Zu ihrer Zeit war sie eine sehr bekannte und viel gelesene Jugendschriftstellerin. Neunundzwanzig Bücher hat sie veröffentlicht. Geschrieben wurden sie vor allem für junge Mädchen im Alter von zwölf bis siebzehn Jahren.

Ihre Erzählungen erschienen zumeist als Fortsetzungsgeschichten in der illustrierten Mädchenzeitung „Das Kränzchen“. Zum Teil wurden ihre Werke in fünf Sprachen übersetzt. Alle Bücher und Kurzgeschichten hat sie in Jugenheim verfasst. Auch wenn der Ort selbst nie erwähnt wird, so ist doch in einigen Erzählungen zu erkennen, dass die Umgebung und die Bewohner der Hessischen Bergstraße ihre Erzählkunst angeregt haben.

Begonnen hat Koch, die 1854 in Alsfeld geboren wurde, ihre schriftstellerische Arbeit im Alter von sechsunddreißig Jahren mit der ersten deutschen Übersetzung amerikanischer Werke, darunter das Buch „Huckleberry Finn“. Ihr erstes eigenes Werk brachte sie 1901 heraus. Der Roman „Papas Junge“ erschien in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der 94. Auflage. Es gab Übersetzungen ihrer Jugendbücher ins Spanische und Italienische. Noch in den sechziger und siebziger Jahren wurden Bücher in Argentinien und in Italien verkauft.

Gewohnt hat die Schriftstellerin zusammen mit ihrer Mutter und Schwester ab 1881 in der Zwingenbergerstraße 20 in Jugenheim. „Die Klause“ nannte die Familie das Haus. Dieses Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.

Pressemeldung Gemeinde Seeheim-Jugenheim,
veröffentlicht am 30. Juni 2015

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Immer wieder neue Entdeckungen

Bei einem Besuch in der Bodleian Library, der Hauptbibliothek der Universität Oxford, durfte ich mir “Froschkönig”, ein von Henny Koch dramatisiertes Märchen anschauen. Diese Broschüre – ähnlich einem Reclam-Heft und im Jahr 1906 von Blackie and Son veröffentlicht – richtete sich an englische Schüler, die Deutsch lernten. Auf der letzten Seite werden Vokabeln und Redewendungen erklärt, wie z.B. “ums Haar” als “very nearly” oder “Melodei” als “older form of Melodie”. In gleicher Ausstattung ist auch noch “Dornröschen” erschienen.

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Auch in Vorarlberg interessiert man sich für Backfischliteratur

Also auch in Vorarlberg interessiert man sich für Backfischliteratur! Der lokale Bezug zu Henny Koch, der bei meinen bisherigen Vorträgen und Ausstellungen immer gegeben war, fehlte hier und trotzdem gab es reges Interesse am Thema und anregende Diskussionen im Anschluss an den Vortrag im damaligen literaturhaus schanett in Hohenems (Vorarlberg) am 7. Oktober 2010.

Unter dem Titel “Backfischliteratur und kreatives Alter im Literaturhaus” wurden auf vol.at die Veranstaltungen des Literaturhauses im Oktober – darunter auch mein Vortrag – angekündigt. In den Vorarlberger Nachrichten war der Abend über Henny Koch sogar “Tipp des Tages” – “Das sollten Sie nicht verpassen”!

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Besuch in Alsfeld – Teil 2

Im Rahmen des hessenweiten »Tag für die Literatur« im Mai 2009 haben sich Schüler der Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld mit den lokalen SchriftstellerInnen beschäftigt, deren Biografien präsentiert und Gedenktafeln für sechs Autoren eingeweiht.

Jetzt findet dieses Projekt, das von Deutsch- und Geschichtslehrer Michael Rudolf initiiert wurde, eine Fortsetzung in Form einer Publikation über die Alsfelder Literaten, die im Juni erscheinen soll.

Am 27. Februar war ich nun zu Besuch in Alsfeld, um mich mit der Arbeitsgruppe zu treffen, die sich mit Henny Koch und ihrem Werk auseinandersetzt. Auf ein erstes Gespräch folgte ein Empfang im Rathaus, zu dem Bürgermeister Ralf A. Becker eingeladen hatte. Beim anschließenden Spaziergang durch Alsfeld haben wir auch die Gedenktafel für Henny Koch besucht.

In zwei Alsfelder Zeitungen sind Artikel über dieses Treffen erschienen.

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Der Henny Koch auf der Spur

“Backfisch”-Literaturexpertin im Rathaus – Dana Rothstein und ASS-Schüler forschen

ALSFELDVor gut 100 Jahren rissen sich ihre Fans um ihre Bücher, heute kennt keiner mehr die Werke von Henny Koch. Im Rahmen eines historischen Literaturprojekts beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule mit der ehemals berühmten Autorin aus Alsfeld. Am Samstag trafen sie sich nun erstmals mit der “Henny Koch- Expertin” Dana Rothstein. Da sperrt sogar der Bürgermeister am Samstag das Rathaus auf, wenn ein so außergewöhnlicher Gast seine Stadt besucht.

Mit einem offiziellen Empfang wurde Dana Rothstein in Alsfeld begrüßt. “Es ist für mich eine große Freude, hier in der Geburtsstadt von Henny Koch zu sein”, sagte Dana Rothstein zu Beginn des Treffens. Durch den hessischen Tag der Literatur, der im Mai vergangenen Jahres in Alsfeld stattfand, war sie auf die Arbeit der Gymnasiasten aufmerksam geworden.

Unter der Leitung des Stadtarchivars und Lehrers für Deutsch und Geschichte an der ASS, Michael Rudolf, beschäftigen sich 15 Arbeitsgruppen mit den großen Literaten, die Alsfeld einst zu bieten hatte. Als Stellvertreter der “Henny Koch-Klasse” 11b waren Laura Braun, Katrin Martin und Nico Rühl dabei.

Außerdem machte sich die Marburger Deutschstudentin Magdalena Naumann bei dem Treffen ein Bild über die so genannte “angewandte Archivspädagogik”. “Für diese Arbeit kann man Ihnen kaum genug danken. Sie präsentieren uns als eine Stadt mit Geschichte in der Öffentlichkeit”, so Bürgermeister Ralf Becker über die Arbeit der Schüler. Die Content-Managerin Dana Rothstein lebt zur Zeit in Aalberg in Österreich und beschäftigt sich in ihrer Freizeit seit 1998 intensiv mit Henny Koch, die 1854 in Alsfeld geboren wurde und 1881 nach Jugenheim zog. Sie war eine der größten Vertreterinnen der so genannten “Backfischliteratur”.

“Henny beschreibt in ihren Büchern sozusagen die Teenie-Probleme der damaligen Zeit. Es werden geschichtliche Ereignisse, Reiselust und die ganz normalen Probleme junger Mädchen sehr lebendig erzählt”, erklärt Rothstein.

Einige ihrer bekanntesten Werke wie “Trotzkopf” oder “Papas Junge” sind auch unter anderem in Italien, Spanien und Ungarn erschienen. Durch die 90 teilweise auflagenstarken Bücher konnte Henny Koch ein durchaus komfortables Leben führen. Sogar in einem Vorgänger der Bravo, dem Jugendmagazin “Wir Mädchen”, veröffentlichte sie eine Fortsetzungsgeschichte. Die aktuellen Arbeiten der Albert-Schweitzer-Schule reihen sich in eine Kette gleichartiger Projekte ein, die auf die feste Zusammenarbeit zwischen städtischen Einrichtungen wie dem Stadtarchiv und Schulen setzt.

“Wir versuchen somit natürlich auch das Bewusstsein für große, längst vergessene Autoren wieder zu wecken”, so Projektleiter Michael Rudolf. Die gesammelten Informationen sollen in einer Ausstellung und einer Publikation am 10. Juni veröffentlicht werden.

jul, Oberhessische Zeitung, 4.3.2010

 

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Ihre Literatur hat die Jugendlichen um 1900 geprägt

Alsfeld (ml). Im vergangenen Jahr beschäftigten sich Schüler der Albert-Schweitzer-Schule intensiv mit Alsfelder Literaten, was sie nun engagiert weiterführen.

Beim hessenweiten »Tag für die Literatur« im Mai 2009 präsentierten sie Biografien und Werke lokaler Schriftsteller wie Johanna Merck, Georg Büchner oder Frieda Bücking und weihten Gedenktafeln für sechs Autoren ein. Doch damit ist dieses Projekt an der Albert-Schweitzer-Schule, das von Deutsch- und Geschichtslehrer Michael Rudolf initiiert wurde, noch nicht beendet. Im Sinne der Nachhaltigkeit soll im Juni eine Publikation über die Alsfelder Literaten erscheinen. Dazu wurden 15 Arbeitsgruppen mit Schülern gebildet.

Die Schüler der 11. und 13. Klassen nahmen sich unterschiedliche Aspekte vor. Eine dieser Gruppen setzt sich mit der in Alsfeld geborenen Jugendbuchautorin Henny Koch auseinander. Dazu trafen sich am Samstag die Schüler Nico Ruhl, Laura Braun und Katrin Martin sowie Lehramtsstudentin Magdalena Neumann und Lehrer Michael Rudolf mit einer Expertin in Sachen Henny Koch. Dana Rothstein zog 1995 nach Seeheim-Jugenheim (Bergstraße), wo Henny Koch ebenfalls lebte. Als sie im Jahr 1997 eines ihrer Bücher »Papas Junge« geschenkt bekam, begann ihr Interesse an Henny Koch. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich Rothstein mit der Autorin, ihrem Leben und ihren Werken. Rothstein arbeitet heute als Content Managerin in Österreich.

Der Kontakt zu Rothstein entstand durch den hessenweiten Literaturtag im vergangenen Jahr. Beim Gespräch redete man zunächst über den Stil und das Leben der Alsfelder Autorin, ehe man dann zu einem Empfang ins Rathaus eingeladen wurde, wo auch Bürgermeister Ralf A. Becker den Gast aus Österreich und die Schüler empfing. Er lobte die Arbeit der Schüler, die die Alsfelder Schriftsteller »aus dem Nebel der Vergangenheit« in die Gegenwart zurückgeholt haben. Alsfeld sei eine Stadt, in der viele wirkten, die es wert sein, sich ihrer zu erinnern, so Becker.

Henny Koch war einer der profiliertesten Autorinnen ihrer Zeit. Geboren am 22. September 1854 inAlsfeld, zog sie 1881 nach Jugenheim. Zur Jahrhundertwende war sie eine der meistgelesenen Jugendbuchautorinnen. Zuerst übersetzte sie amerikanische Literatur, darunter »Die Abenteuer des Huckleberry Finn« von Mark Twain. Ab 1899 begann sie eigene Werke zu verfassen, vorwiegend Romane für junge Mädchen, so »Backfischliteratur«. Insgesamt veröffentlichte sie fast 30 Bücher. »Ihre Literatur hat die Kinder und Jugendlichen ihrer Zeit geprägt«, so Rothstein. Manche Bücher seien in sieben Sprachen übersetzt worden und erschienen in Norwegen, Italien, Ungarn oder Brasilien. Für ihre Zeit sei sie eine sehr bedeutende Autorin gewesen. »Papas Junge«, das in 94 Auflagen erschienen sei, könne man als Bestseller bezeichnen. Ihre Bücher gehen weit über die typische »Backfisch-Literatur« hinaus. Faszinierend seien die Schilderungen fremder Länder und das Leben der damaligen Zeit. Die Recherchen über Henny Koch werden nie abgeschlossen sein, so Rothstein. Allein durch den Literatur-Tag seien viele neue Kontakte entstanden und noch immer gebe es einige Lücken in ihrer Biografie.

Dana Rothstein hat eine Internetseite über die Literatin erstellt, http://www.hennykoch.de/. Diese nutzten auch die Alsfelder Schüler bei ihrer Recherche. Im Juni werde man die Publikation, die durch Unterstützung der Sparkasse Oberhessen entstehe, dann im Rahmen einer kleinen Ausstellung präsentieren. Es gebe noch viele weitere Ideen, wie man das vielschichtige Thema weiter in den Blickpunkt rücken könne. Denkbar sei zum Beispiel, dass man Auszüge ihrer Bücher in den Unterricht einfließen lassen könne.

Alsfelder Allgemeine, 02.03.2010 – 20.48 Uhr

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Ein Gedenkstein für Henny Koch

Seit dem diesjährigen hessischen Tag für die Literatur gibt es in Alsfeld am Ludwigsplatz einen Gedenkstein für Henny Koch:

Henny Koch
1854 – 1925

Henriette (Henny) Koch war die Tochter des Alsfelder Fabrikanten Karl August Koch, dessen “Leinenfabrikation und Färberei” am Ludwigsplatz 2/3 lag. Henny Koch zog bereits 1881 mit ihrer verwitweten Tante Sophie Ernst nach Jugenheim an der Bergstraße.
Die in Alsfeld geborene Schriftstellerin war als Jugendbuchautorin und Übersetzerin äußerst erfolgreich. Sie veröffentlichte vor allem Bücher für junge Mädchen, die meist in vielerlei Sprachen übersetzt wurden.

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Tintenspuren in Jugenheim

Dichter-Spaziergang anlässlich des “Hessischen Tages für die Literatur”

JUGENHEIM (pem), Was hat Huckleberry Finn mit Jugenheim zu tun? Die Verbindung schafft die Übersetzerin des Twainschen Werkes: Henny Koch, die lange hier lebte und 1925 starb. Die 1853 in Alsfeld geborene Schriftstellerin dem Vergessen zu entreißen, hat sich die Hobby-Literaturforscherin Dana Rothstein zur Aufgabe genommen.

Die intensive Beschäftigung mit deren Schaffen und eifriges Materialsammeln zog weitere “Künstlerkreise” vor Ort. Querverweise vermittelten ein Bild der damals im 19. jahrhundert lebendigen, familiären Literaten-Szene, man kannte und schätzte einander persönlich.

So entstand die Idee zu einem Entdeckungsspaziergang von Dichterhaus zu Haus. “Es ist einfach schön,” freut sich Dana Rothstein, “dass man überall den Spuren der Literaten begegnen kann.”

Wenn man weiß, wo. Unschwer auszumachen ist das markante Domizil der prominentesten Jugenheimerin. Helene Christaller (1872-1953) wohnte ab 1903 im “Blauen Haus”, das sie an ein “italienisches Bauwerk”.erinnerte: Wie gerne sie das tat, spiegeln Ihre zahlreichen Bücher mit humorvoll-detailreichen Schilderungen des Familienlebens.

Die autobiographischen Werke färbt Lokalkolorit und noch heute teilt sich dem Leser das Flair vergangener Tage mit. Ein enger Vertrauter der Familie, der den Kindern Geigen-und Nachhilfeunterricht gab, befasste sich mit “Abenteuerliteratur für Knaben”: Reinhard Roehle (1876-1938) fuhr selber viele Jahre zur See, bevor er in der Bickenbacherstr. 3 ein zu Hause fand. Er verarbeitete aber nicht nur eigene Erlebnisse, sondern ließ sich Biographisches von “Kriegshelden” berichten, um sein Erzählen mit noch mehr Lebendigkeit zu bereichern.

Berufserfahrungen und künstlerische Tätigkeit flossen ebenso zusammen bei Roland Anheisser (1877-1949): Gärtner und Botaniker aus Profession, Maler aus Leidenschaft. Er illustrierte Fachbücher und schrieb über Architektureindrücke seiner Wanderungen. Unter seiner fachkundigen Hand wandelte sich das Anwesen Lindenstr. 9 in einen botanischen Garten.

Einen gesellschaftlichen Mittelpunkt schuf während ihrer sieben Jugenheimer Jahre Luise von Ploenies (1803-1872) mit dem “Dichterheim” (Hauptstraße 4). Sie selbst betätigte sich als Übersetzerin für Flämisch und Verfasserin religiös geprägter Lyrik.

Einem anderen Genre widmete sich Henny Koch: Sie gehörte zu den meist gelesenen Jugendbuchautorinnen. Mit 29 VerÖffentlichungen von Mädchenbüchern, Reise- und Kolonialliteratur, Backfischromanen verzeichnete sie Erfolge, den größten bescherte “Papasjunge”: in 94 Auflagen erschienen, in 5 Sprachen übersetzt und in Italien verfilmt!

Reinhard Roehle urteilte, dass ihre “Bücher zu Menschenkindern sprechen, um Freude zu machen.” Details ihrer Umgebung verwob sie oft in die Zeilen, denn das frohe Leben hier mag ihre Schaffensfreude gestärkt haben: “In meiner Klause mit zufriedenem Sinn tausch ich mit keiner Königin.”

Seit 2002 ist die Zwingenbergerstr. 20 deshalb Kulturdenkmal.

Am schönsten wäre es, wenn darüberhinaus wieder eine lebendige, enthusiastische Beschäftigung mit der damaligen reichen Kulturszene in Gang käme.

Dana Rothsteins ambitionierte Ausstellung macht größte Lust, die Tintenspuren des Ortes zumindest lesend weiter zu verfolgen.

MELIBOKUS-RUNDBLICK, 31.05.2009

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Als Heimat für Schriftsteller wiederentdeckt

Als Heimat für Schriftsteller wiederentdeckt

“Tag der Literatur” mit literarischen Informationen, Lesungen, Ausstellungen und einem literarischen Stadtrundgang

ALSFELD. Mit einer literarischen Matinee begann bei strahlendem Frühlingswetter am Sonntag in Alsfeld der “Tag für die Literatur”, der mit zahlreichen Veranstaltungen in ganz Hessen begangen wurde. So war die Stimmung unter den mehr als zweihundert Gästen und Akteuren angeregt und heiter, als Jochen Weppler, Vorsitzender des Alsfelder Geschichts- und Museumsvereins, sie im Rittersaal des Museums begrüßte. Besonders hervorzuheben sei mit Blick auf die Museumspädagogik, die auch im Alsfelder Museum mehr und mehr an Bedeutung gewinnen soll, die Zusammenarbeit bei diesem literarischen Projekt mit der Albert-Schweitzer-Schule und der Stadtschule, so Weppler. Die Schüler unterschiedlichster Altersklassen und Schulformen hatten sich gemeinsam mit ihren Lehrern auf Spurensuche begeben, um Alsfelder Autoren zu entdecken und diesen ein Forum zu geben.

Während der feierlichen Einweihung des Gedenksteins für Johanna Merck, zu der man erstmals durch den wiedereröffneten Hintereingang über den Innenhof des Museums schritt, dankte Bürgermeister Ralf Becker allen Beteiligten, den Organisatoren, Mitwirkenden und Sponsoren für ihr Engagement, die Idee, Alsfelder Autoren wieder ins Bewusstsein zu rufen, umzusetzen. Auch Elisabeth Hillebrand, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule, sprach von einem “Projekt, das zündet”, wenn Kultur in dieser Weise über junge Leute weitergegeben wird. Peter Schwärzel, Leiter der Stadtschule, zeigte sich besonders von dem Zugang seiner noch sehr jungen Schüler zu diesem Stück Literatur sehr überrascht und erfreut. Er sei dankbar und stolz, dass seine Schule sich beteiligen konnte.

Abschließend erklärte Michael Rudolf, er sehe für die Fortführung dieses generations- und institutionsübergreifenden Projekts große Chancen, habe er doch schon weitere Alsfelder Autoren gefunden, die es zu entdecken gebe.

In dem anschließenden zweieinhalbstündigen Programm boten zahlreiche Schüler der beiden teilnehmenden Schulen, moderiert von Julia Krug und Elena Ritter und musikalisch umrahmt von Ines Hohl am Klavier und David Bernbeck am Cello, die Ergebnisse ihrer Spurensuche dar. Eine Ausstellung zeigte einen interessanten und bunten Blick der Grundschüler auf die lange vergessenen Schriftsteller, während in den folgenden Präsentationen der Gymnasiasten nicht nur die Biografien, sondern auch die Zuordnung zu politischen und literaturgeschichtlichen Epochen sowie Informationen über die unterschiedlichen Stile der Autoren beleuchtet wurden.

Literatur-Wegbereiterin

Zunächst ging es um Johanna Merck (1737-1773), Wegbereiterin der deutschen Literatur, die mit ihrer Familie in Alsfeld lebte. Aufgrund ihrer Art, Gefühle zu beschreiben, wird sie gerne mit der antiken griechischen Dichterin Sappho verglichen. Jedoch schrieb sich nicht nur Gedichte (“Gedichte eines Frauenzimmers”), sondern auch Prosa, in der sie sich einerseits ihren Hauptthemen Bewusstsein, Religion und Freundschaft widmete, andererseits aber auch – Mensch ihrer Zeit – sich mit den Inhalten der Aufklärung auseinandersetzte. Veröffentlichungen ganz anderer Art bot der Historiker Johann Just Winkelmann (1620 – 1699), der in seinem Hauptwerk besonders die von ihm sehr geschätzte Stadt Alsfeld pries. Seine Verbindung zu Alsfeld war die Herkunft seiner Mutter Barbara Stumpf.

Über Henny Koch, geboren 1854 in Alsfeld (gest. 1925) und ihre “Backfischliteratur” berichteten nicht nur die Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Schule, sondern auch die Kinder einer vierten Grundschulklasse, die ein ebenso liebenswertes wie heiteres Stück über einen Besuch von Stadtkindern in der Schwalm aufführten. Henny Koch, eine inzwischen vergessene Schriftstellerin, beschrieb in ihren Werken oft den typischen und von der Gesellschaft erwünschten Werdegang junger Frauen.

Einen historischen Exkurs boten drei Schüler mit ihrer Präsentation des Lebens und Wirkens des Ober-Gleener Revolutionärs Friedrich Ludwig Weidigs, der gemeinsam mit Georg Büchner den “Hessischen Landboten” herausgegeben hatte. Sehr anschaulich wurde im Anschluss die Biografie Frieda Bückings (1853 – 1925) beschrieben. Weit gereist und für die damalige Zeit sehr emanzipiert, verarbeitete sie persönliche Erlebnisse in ihren Geschichten aus der Schwalm und Alsfeld, zum Beispiel in der Erzählung “Aus dem Leben einer kleinen Stadt”, in der sie liebevolle Details aus dem Alltag der Bewohner Alsfelds porträtiert, die sie aus dem Erker ihres Hauses am Marktplatz beobachtet.

Als letzter Alsfelder Literat wurde schließlich Wilhelm Jacob Georg Curtman (1814 in Alsfeld – 1896) vorgestellt. Als Pädagoge von bedeutendem Rang machte er sich als Bildungsreformer und Philosoph einen Namen und veröffentlichte zahlreiche Werke in Zeitschriften und Büchern. Aus seinen “Lehrreichen Geschichten” boten zuerst Schüler einer sechsten Gymnasialklasse einen interessanten Einblick in die Inhalte der Geschichten damals, überarbeitet mit Bezug auf die heutige Zeit.

So wurde aus einem Wald, in dem sich ein Kind verirrte und von einem Bettler gerettet wurde, ein U-Bahnhof in L.A. und eine Drogengang. Literarische Ansätze sind offensichtlich zeitlos. Auch Wilhelm Trautwein, Curtmans Ur-Ur-Enkel, las aus dem Werk seines Vorfahren. Zum Abschluss dieser Matinee, die bis in den frühen Nachmittag andauerte, stand noch einmal der aktuelle Bezug zur Literatur auf dem Programm: Die Teilnehmer an der Deutsch-Olympiade, Schüler der Albert-Schweitzer-Schule, die vor kurzem die Silbermedaille im Landeswettbewerb gewonnen haben, zeigten ihr Können im kreativen und originellen Umgang mit Sprache.

Zum Abschluss des Programms stimmte Ines Hohl am Klavier das Publikum, dessen Reihen sich inzwischen doch schon gelichtet hatten, mit den frühlingshaften Stücken “März – Lied der Lerche” und “Juni – Barkarole” von Peter Tschaikowsky auf einen warmen Nachmittag ein, an dem sich die Möglichkeit bot, gemeinsam mit Stadtarchivar Michael Rudolf einen ersten literarischen Stadtrundgang zu machen, auf dem man an signifikanten Stellen die Gedenktafeln für die vorgestellten Autoren entdecken konnte.

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gsi, Oberhessische Zeitung, 11.5.2009

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