Seeheim-Jugenheim (red). Um die Bildung junger Mädchen und Frauen zu fördern, hat der Club Soroptimist International Seeheim-Jugenheim (SISJ) anlässlich seines zehnten Charterjubiläums 2021 den Henny-Koch-Preis ausgelobt. Dieser wurde am vorvergangenen, Dienstag, 11. Juli, in der Aula des Schuldorfs Bergstraße zum dritten Mal feierlich übergeben, wie der SISJ in einer Pressenachricht mitteilt. Mit dem Henny-Koch-Preis würdigt der SI-Club Seeheim-Jugenheim jeweils zum Schuljahresende drei Schülerinnen des Schuldorfs Bergstraße mit hervorragenden Abschlusszeugnissen in den Bildungsgängen „Abitur“, „Realschulabschluss“ und „qualifizierender Hautschulabschluss“. Preisträgerinnen sind die diesjährigen Schuldorf-Absolventinnen Elsa Gracia Mbahal (Abitur), Maya Joulie Taylor (Realschulabschluss) und Alex Scharnow (qualifizierender Hauptschulabschluss). Der Preis ist mit insgesamt 1500 Euro dotiert. Jede Preisträgerin erhielt eine Anerkennungsurkunde und einen Gutschein für ein Stärken-Coaching im Wert von 500 Euro.
Drei Preisträgerinnen in Seeheim-Jugenheim bekommen die Auszeichnung für beste Abschlüsse in ihrem jeweiligen Schulzweig. Und sie profitieren auch davon.
Von Jürgen Buxmann
SEEHEIM-JUGENHEIM – Henny Koch hatte es nicht leicht. Als die 1854 geborene Jugendbuchautorin und Englisch-Übersetzerin 1925 in Jugenheim starb, hatte sie einige Kämpfe und Mühen hinter sich. Für die während ihrer Lebenszeit erreichten Erweiterungen der Frauenrechte war sie jeweils zu alt. Zu alt für die Zulassung an einer Universität etwa. Koch kämpfte sich dennoch durch ein Leben, dessen Welt von starken und zahlreichen Benachteiligungen gegenüber Frauen gekennzeichnet war.
Ein Vorbild sei sie, finden die Frauen der Regionalgruppe Seeheim Jugenheim von Soroptimist International. Daher haben sie im vergangenen Jahr einen Preis kreiert und ihn nach Henny Koch benannt. Er wird jährlich an drei Schülerinnen des Schuldorfs Bergstraße verleihen, die in ihrem Schulzweig den jeweils besten Abschluss schafften.
Jetzt also die zweite Auflage, und bei der hielt auch eine Preisträgerin aus dem Premierenjahr 2021 eine kleine Rede. Friederike Biederer, im Vorjahr für das beste Abitur einer Schülerin ausgezeichnet, schwärmte davon, wie viel ihr der Preis gebracht habe. Der besteht aus einem Coaching, einer Beratung also, die das Augenmerk auf die jeweiligen Stärken der Preisträgerinnen richten soll. „Das Coaching hat mich motiviert, nicht zuvorderst auf die Schwierigkeiten zu blicken, sondern auf meine Stärken. Ich schätze Erfolge jetzt mehr, kann sie auch besser wahrnehmen.“ Den drei diesjährigen Preisträgerinnen gab sie mit auf den Weg: „Nach der Schule ist vor der Schule. Ihr werdet überall die Neuen sein, die lernen. Ob an einer anderen Schule, an der Uni oder in einem Betrieb.“
Für Lara Onay (15), die den besten qualifizierenden Hauptschulabschluss (eine besondere Leistungsfeststellung, denen sich Schüler freiwillig unterziehen können, um ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt zu verbessern) erzielte, steht schon jetzt fest: „Ich mache weiter. Erst die Realschule, dann das Abitur. Ich möchte nämlich studieren, am liebsten Psychologie.“ Weiter zur Schule gehen möchte auch Mia Spitzbarth (bester Realschulabschluss einer Schuldorf-Schülerin). Die 16-Jährige möchte das Abitur machen und danach „etwas mit Marketing und Kommunikation studieren.“ Und auch für die beste Abiturientin, Amira Mi-Sen Seibert, steht fest: „Ich werde studieren, am liebsten im Ausland.“ Die 19-Jährige spricht fünf Sprachen und möchte etwas studieren, das sie für das internationale Management qualifiziert.
Das Leben einer historischen Person nachzuerzählen, kann schnell langatmig werden. Eva Reinhold-Postina und Sibylle van de Ree von der Regionalgruppe von Soroptimist International zogen die vorgetragene Biografie von Henny Koch flott und unterhaltsam als interessanten Abgleich mit der Jetztzeit auf und übertrugen die Errungenschaften für Frauen auf die Leben der Ausgezeichneten. „Das war zu der Zeit, als eure Urgroßmütter geboren wurden“ hieß es etwa. Viel Anschaulichkeit und Kurzweil also.
Die Präsidentin der Regionalgruppe von Soroptimist International, Gisela Dallhammer, blickte für die Preisträgerinnen nach vorne. „Es ist jetzt das Ende der bisherigen Kuschelzeit Schule, da ist es wichtig, selbstbewusst an die anstehenden Herausforderungen zu gehen.“
Wie ernst es die Preisträgerinnen damit meinen, offenbarte sich schon kurz nach dem Festakt. Da wurde die Coachin Katrin Faust bereits belagert – es standen die Terminabsprachen zur Einlösung des Preises an.
Seeheim (cf). Drei junge Frauen des Schuldorfs Bergstraße erhielten vom Club Soroptimisten Seeheim-Jugenheim am Dienstag, 19. Juli, in der Schuldorf Aula mit dem Henny-Koch-Preis überreicht. Schulleiterin Martini-Appel begrüßte die Versammelten und lobte die Ausgezeichneten für das, was sie geleistet haben. Wichtiges Ziel des Clubs ist, sich weltweit für die Themen Bildung und Förderung von Mädchen und Frauen zu engagieren. Somit lag es nahe, dass sich die Clubmitglieder für die Auslobung des Henny-Koch-Preises entschieden hatten. Es ist erst die zweite Verleihung, die Premiere war 2021, sagte Präsidentin Gisela Dallhammer.
Über den Preis im Gegenwert von je 500 Euro freuten sich Lara Onay (Hauptschule), Mia Nadja Spitzbarth (Realschule) und Amira Mi-Sen Seibert (Gymnasium) Sie wurden für die besten Abschlüsse (qualifizierter Hautschul-, Realschul- und Gymnasialabschluss) geehrt und erhielten für ihre exzellenten Leistungen einen Gutschein für ein ganz persönliches Coaching. An drei Terminen können sie auf die Erfahrungen von Katrin Faust zählen. Sie berichtete den Versammelten in der Aula über ihre eigene Zeit als Abiturientin und die Zeit danach. Zeit habe sie gebraucht, um zu erkennen, wohin die Reise gehen solle, sagte sie und machte den Preisträgerinnen Mut. Das spezielle Coaching zielt auf die ganz individuellen Stärken und Talente, die in jungen Menschen stecken und die es wert sind, ans Licht gebracht zu werden.
Die Schülerinnen erfuhren im Rahmen der Feierstunde durch den Club Soroptimisten Seeheim-Jugenheim viel zu Henny (Henriette) Koch, die für ihre Zeit eine sehr ungewöhnliche Karriere machte. Friederike Biederer, die in 2021 den Preis überreicht bekam, gab einen kurzen Einblick in das zurück liegende Jahr und dass sie sich für ein Medizinstudium entschieden habe.
Nach ihren weiteren Plänen gefragt sagte Lara Onay, sie wolle den Realschulabschluss und am besten im Anschluss noch das Abitur machen um Psychologie zu studieren. Amira Mi-Sen Seibert ringt noch beim Thema Sprachstudium oder der Richtung Management. Die Schülerin spricht neben Deutsch Englisch, Französisch, Koreanisch und Chinesisch.
Soroptimistinnen spenden im Namen der Bildung von Mädchen
Seeheim-Jugenheim (cf). Der Club Soroptimisten Seeheim-Jugenheim hatte sich schon längere Zeit überlegt, wem man im Rahmen des 10-jährigen Bestehens des Clubs eine Spende zukommen lassen könnte. Da sich der Club weltweit für Themen wie Bildung und Förderung von Mädchen und Frauen stark macht, lag es nahe, sich darauf zu konzentrieren. Somit entschieden sich die Clubmitglieder den Henny Koch-Preis auszuloben.
„Das ist übrigens eine Premiere“, sagte Präsidentin Gisela Dallhammer bei der feierlichen Überreichung in der Aula des Schuldorfs. Über den Preis im Gegenwert von je 500 Euro freuten sich Berfin Grasmik, Leoni Roth und Friederike Biederer. Für die besten Abschlüsse (qualifizierter Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialabschluss) erhielten die drei Schülerinnen für ihre exzellenten Leistungen einen Gutschein für ein ganz persönliches Coaching.
Auf ihrem weiteren Lebensweg werden sie in den nächsten Wochen von Katrin Faust gecoacht. Bei diesem speziellen Coaching geht es um die ganz individuellen Stärken und Talente, die in jungen Menschen stecken und die es wert sind, ans Licht gebracht zu werden.
Im Rahmen der Feier erfuhren die drei Schülerinnen durch die Clubschwestern Sibylle van de Ree aus Heppenheim und Eva Reinhold-Postina aus Seeheim-Jugenheim viel zu Henny (Henriette) Koch, die 1854 geboren wurde und einige Zeit in Jugenheim lebte. Sie hatte insofern ein ungewöhnliches Leben, da sie als Mädchen und Frau alle Chancen nutzte, die ihr auf Bildungsebene geboten wurden. Für ihre Zeit war das sensationell. Sie übte einen Beruf aus, war eine erfolgreiche, selbständige Frau und Autorin sowie Übersetzerin von Mark Twains „Huckleberry Finn“.
Diese Dinge gaben für die Soroptimisten Seeheim-Jugenheim den Ausschlag, als sie den Preis auslobten. Schulleiterin Martini-Appel gab in ihrer Rede auch einen Einblick in ihre eigene Laufbahn. Selbst für sie sei es viele Jahre später immer noch schwierig gewesen Beruf und Familie vereinbaren zu können, sagte sie, doch davon habe auch sie sich nicht beirren lassen. Sie motivierte die Schülerinnen sich ebenfalls nicht beirren zu lassen und die Bildungschancen zu nutzen, die sich ihnen böten.
Jugenheimerin schrieb Mädchenbücher – Vor 155 Jahren wurde Henny Koch geboren
SEEHEIM-JUGENHEIM. – Fast vergessen ist die Jugendbuchautorin Henny Koch. Die 1925 in Jugenheim verstorbene Autorin wäre am Dienstag (22.09.) 155 Jahre alt. Zu ihrer Zeit war sie eine sehr bekannte und viel gelesene Jugendschriftstellerin. Neunundzwanzig Bücher hat sie veröffentlicht. Geschrieben wurden sie vor allem für junge Mädchen im Alter von zwölf bis siebzehn Jahren. Ihre Erzählungen erschienen zumeist als Fortsetzungsgeschichten in der illustrierten Mädchenzeitung „Das Kränzchen“. Zum Teil wurden ihre Werke in fünf Sprachen übersetzt. Alle Bücher und Kurzgeschichten hat sie in Jugenheim verfasst.
Auch wenn der Ort selbst nie erwähnt wird, so ist doch in einigen Erzählungen zu erkennen, dass die Umgebung und die Bewohner der Hessischen Bergstraße ihre Erzählkunst angeregt haben.
Begonnen hat Koch, die 1854 in Alsfeld geboren wurde, ihre schriftstellerische Arbeit im Alter von sechsunddreißig Jahren mit der ersten deutschen Übersetzung amerikanischer Werke, darunter das Buch „Huckleberry Finn“. Ihr erstes eigenes Werk brachte sie 1901 heraus. Der Roman „Papas Junge“ erschien in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der 94. Auflage. Es gab Übersetzungen ihrer Jugendbücher ins Spanische und Italienische.
Noch in den sechziger und siebziger Jahren wurden Bücher in Argentinien und in Italien verkauft“ weiß Rothstein. Die Bauingenieurin beschäftigt sich seit 1997 in Ihrer Freizeit mit Henny Koch „Was sie schrieb, wird Backfischliteratur genannt“ erklärt Dana Rothstein.
Gewohnt hat die Schriftstellerin zusammen mit ihrer Mutter und Schwester ab 1881 in der Zwingenbergerstraße 20 in Jugenheim. „Die Klause“ nannte die Familie das Haus. Dieses Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.
psj
Bildunterschrift: „Die Klause“, das Wohnhaus Henny Kochs in Jugenheim heute. (pae-foto)
Fast vergessen ist die Jugendbuchautorin Henny Koch. Vor wenigen Tagen, am 13. Juni, vor 90 Jahren starb die Jugenheimer Autorin. Zu ihrer Zeit war sie eine sehr bekannte und viel gelesene Jugendschriftstellerin. Neunundzwanzig Bücher hat sie veröffentlicht. Geschrieben wurden sie vor allem für junge Mädchen im Alter von zwölf bis siebzehn Jahren.
Ihre Erzählungen erschienen zumeist als Fortsetzungsgeschichten in der illustrierten Mädchenzeitung „Das Kränzchen“. Zum Teil wurden ihre Werke in fünf Sprachen übersetzt. Alle Bücher und Kurzgeschichten hat sie in Jugenheim verfasst. Auch wenn der Ort selbst nie erwähnt wird, so ist doch in einigen Erzählungen zu erkennen, dass die Umgebung und die Bewohner der Hessischen Bergstraße ihre Erzählkunst angeregt haben.
Begonnen hat Koch, die 1854 in Alsfeld geboren wurde, ihre schriftstellerische Arbeit im Alter von sechsunddreißig Jahren mit der ersten deutschen Übersetzung amerikanischer Werke, darunter das Buch „Huckleberry Finn“. Ihr erstes eigenes Werk brachte sie 1901 heraus. Der Roman „Papas Junge“ erschien in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in der 94. Auflage. Es gab Übersetzungen ihrer Jugendbücher ins Spanische und Italienische. Noch in den sechziger und siebziger Jahren wurden Bücher in Argentinien und in Italien verkauft.
Gewohnt hat die Schriftstellerin zusammen mit ihrer Mutter und Schwester ab 1881 in der Zwingenbergerstraße 20 in Jugenheim. „Die Klause“ nannte die Familie das Haus. Dieses Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.
Pressemeldung Gemeinde Seeheim-Jugenheim, veröffentlicht am 30. Juni 2015
“Backfisch”-Literaturexpertin im Rathaus – Dana Rothstein und ASS-Schüler forschen
ALSFELD. Vor gut 100 Jahren rissen sich ihre Fans um ihre Bücher, heute kennt keiner mehr die Werke von Henny Koch. Im Rahmen eines historischen Literaturprojekts beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule mit der ehemals berühmten Autorin aus Alsfeld. Am Samstag trafen sie sich nun erstmals mit der “Henny Koch- Expertin” Dana Rothstein. Da sperrt sogar der Bürgermeister am Samstag das Rathaus auf, wenn ein so außergewöhnlicher Gast seine Stadt besucht.
Mit einem offiziellen Empfang wurde Dana Rothstein in Alsfeld begrüßt. “Es ist für mich eine große Freude, hier in der Geburtsstadt von Henny Koch zu sein”, sagte Dana Rothstein zu Beginn des Treffens. Durch den hessischen Tag der Literatur, der im Mai vergangenen Jahres in Alsfeld stattfand, war sie auf die Arbeit der Gymnasiasten aufmerksam geworden.
Unter der Leitung des Stadtarchivars und Lehrers für Deutsch und Geschichte an der ASS, Michael Rudolf, beschäftigen sich 15 Arbeitsgruppen mit den großen Literaten, die Alsfeld einst zu bieten hatte. Als Stellvertreter der “Henny Koch-Klasse” 11b waren Laura Braun, Katrin Martin und Nico Rühl dabei.
Außerdem machte sich die Marburger Deutschstudentin Magdalena Naumann bei dem Treffen ein Bild über die so genannte “angewandte Archivspädagogik”. “Für diese Arbeit kann man Ihnen kaum genug danken. Sie präsentieren uns als eine Stadt mit Geschichte in der Öffentlichkeit”, so Bürgermeister Ralf Becker über die Arbeit der Schüler. Die Content-Managerin Dana Rothstein lebt zur Zeit in Aalberg in Österreich und beschäftigt sich in ihrer Freizeit seit 1998 intensiv mit Henny Koch, die 1854 in Alsfeld geboren wurde und 1881 nach Jugenheim zog. Sie war eine der größten Vertreterinnen der so genannten “Backfischliteratur”.
“Henny beschreibt in ihren Büchern sozusagen die Teenie-Probleme der damaligen Zeit. Es werden geschichtliche Ereignisse, Reiselust und die ganz normalen Probleme junger Mädchen sehr lebendig erzählt”, erklärt Rothstein.
Einige ihrer bekanntesten Werke wie “Trotzkopf” oder “Papas Junge” sind auch unter anderem in Italien, Spanien und Ungarn erschienen. Durch die 90 teilweise auflagenstarken Bücher konnte Henny Koch ein durchaus komfortables Leben führen. Sogar in einem Vorgänger der Bravo, dem Jugendmagazin “Wir Mädchen”, veröffentlichte sie eine Fortsetzungsgeschichte. Die aktuellen Arbeiten der Albert-Schweitzer-Schule reihen sich in eine Kette gleichartiger Projekte ein, die auf die feste Zusammenarbeit zwischen städtischen Einrichtungen wie dem Stadtarchiv und Schulen setzt.
“Wir versuchen somit natürlich auch das Bewusstsein für große, längst vergessene Autoren wieder zu wecken”, so Projektleiter Michael Rudolf. Die gesammelten Informationen sollen in einer Ausstellung und einer Publikation am 10. Juni veröffentlicht werden.
Alsfeld (ml). Im vergangenen Jahr beschäftigten sich Schüler der Albert-Schweitzer-Schule intensiv mit Alsfelder Literaten, was sie nun engagiert weiterführen.
Beim hessenweiten »Tag für die Literatur« im Mai 2009 präsentierten sie Biografien und Werke lokaler Schriftsteller wie Johanna Merck, Georg Büchner oder Frieda Bücking und weihten Gedenktafeln für sechs Autoren ein. Doch damit ist dieses Projekt an der Albert-Schweitzer-Schule, das von Deutsch- und Geschichtslehrer Michael Rudolf initiiert wurde, noch nicht beendet. Im Sinne der Nachhaltigkeit soll im Juni eine Publikation über die Alsfelder Literaten erscheinen. Dazu wurden 15 Arbeitsgruppen mit Schülern gebildet.
Die Schüler der 11. und 13. Klassen nahmen sich unterschiedliche Aspekte vor. Eine dieser Gruppen setzt sich mit der in Alsfeld geborenen Jugendbuchautorin Henny Koch auseinander. Dazu trafen sich am Samstag die Schüler Nico Ruhl, Laura Braun und Katrin Martin sowie Lehramtsstudentin Magdalena Neumann und Lehrer Michael Rudolf mit einer Expertin in Sachen Henny Koch. Dana Rothstein zog 1995 nach Seeheim-Jugenheim (Bergstraße), wo Henny Koch ebenfalls lebte. Als sie im Jahr 1997 eines ihrer Bücher »Papas Junge« geschenkt bekam, begann ihr Interesse an Henny Koch. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sich Rothstein mit der Autorin, ihrem Leben und ihren Werken. Rothstein arbeitet heute als Content Managerin in Österreich.
Der Kontakt zu Rothstein entstand durch den hessenweiten Literaturtag im vergangenen Jahr. Beim Gespräch redete man zunächst über den Stil und das Leben der Alsfelder Autorin, ehe man dann zu einem Empfang ins Rathaus eingeladen wurde, wo auch Bürgermeister Ralf A. Becker den Gast aus Österreich und die Schüler empfing. Er lobte die Arbeit der Schüler, die die Alsfelder Schriftsteller »aus dem Nebel der Vergangenheit« in die Gegenwart zurückgeholt haben. Alsfeld sei eine Stadt, in der viele wirkten, die es wert sein, sich ihrer zu erinnern, so Becker.
Henny Koch war einer der profiliertesten Autorinnen ihrer Zeit. Geboren am 22. September 1854 inAlsfeld, zog sie 1881 nach Jugenheim. Zur Jahrhundertwende war sie eine der meistgelesenen Jugendbuchautorinnen. Zuerst übersetzte sie amerikanische Literatur, darunter »Die Abenteuer des Huckleberry Finn« von Mark Twain. Ab 1899 begann sie eigene Werke zu verfassen, vorwiegend Romane für junge Mädchen, so »Backfischliteratur«. Insgesamt veröffentlichte sie fast 30 Bücher. »Ihre Literatur hat die Kinder und Jugendlichen ihrer Zeit geprägt«, so Rothstein. Manche Bücher seien in sieben Sprachen übersetzt worden und erschienen in Norwegen, Italien, Ungarn oder Brasilien. Für ihre Zeit sei sie eine sehr bedeutende Autorin gewesen. »Papas Junge«, das in 94 Auflagen erschienen sei, könne man als Bestseller bezeichnen. Ihre Bücher gehen weit über die typische »Backfisch-Literatur« hinaus. Faszinierend seien die Schilderungen fremder Länder und das Leben der damaligen Zeit. Die Recherchen über Henny Koch werden nie abgeschlossen sein, so Rothstein. Allein durch den Literatur-Tag seien viele neue Kontakte entstanden und noch immer gebe es einige Lücken in ihrer Biografie.
Dana Rothstein hat eine Internetseite über die Literatin erstellt, http://www.hennykoch.de/. Diese nutzten auch die Alsfelder Schüler bei ihrer Recherche. Im Juni werde man die Publikation, die durch Unterstützung der Sparkasse Oberhessen entstehe, dann im Rahmen einer kleinen Ausstellung präsentieren. Es gebe noch viele weitere Ideen, wie man das vielschichtige Thema weiter in den Blickpunkt rücken könne. Denkbar sei zum Beispiel, dass man Auszüge ihrer Bücher in den Unterricht einfließen lassen könne.
Dichter-Spaziergang anlässlich des “Hessischen Tages für die Literatur”
JUGENHEIM (pem), Was hat Huckleberry Finn mit Jugenheim zu tun? Die Verbindung schafft die Übersetzerin des Twainschen Werkes: Henny Koch, die lange hier lebte und 1925 starb. Die 1853 in Alsfeld geborene Schriftstellerin dem Vergessen zu entreißen, hat sich die Hobby-Literaturforscherin Dana Rothstein zur Aufgabe genommen.
Die intensive Beschäftigung mit deren Schaffen und eifriges Materialsammeln zog weitere “Künstlerkreise” vor Ort. Querverweise vermittelten ein Bild der damals im 19. jahrhundert lebendigen, familiären Literaten-Szene, man kannte und schätzte einander persönlich.
So entstand die Idee zu einem Entdeckungsspaziergang von Dichterhaus zu Haus. “Es ist einfach schön,” freut sich Dana Rothstein, “dass man überall den Spuren der Literaten begegnen kann.”
Wenn man weiß, wo. Unschwer auszumachen ist das markante Domizil der prominentesten Jugenheimerin. Helene Christaller (1872-1953) wohnte ab 1903 im “Blauen Haus”, das sie an ein “italienisches Bauwerk”.erinnerte: Wie gerne sie das tat, spiegeln Ihre zahlreichen Bücher mit humorvoll-detailreichen Schilderungen des Familienlebens.
Die autobiographischen Werke färbt Lokalkolorit und noch heute teilt sich dem Leser das Flair vergangener Tage mit. Ein enger Vertrauter der Familie, der den Kindern Geigen-und Nachhilfeunterricht gab, befasste sich mit “Abenteuerliteratur für Knaben”: Reinhard Roehle (1876-1938) fuhr selber viele Jahre zur See, bevor er in der Bickenbacherstr. 3 ein zu Hause fand. Er verarbeitete aber nicht nur eigene Erlebnisse, sondern ließ sich Biographisches von “Kriegshelden” berichten, um sein Erzählen mit noch mehr Lebendigkeit zu bereichern.
Berufserfahrungen und künstlerische Tätigkeit flossen ebenso zusammen bei Roland Anheisser (1877-1949): Gärtner und Botaniker aus Profession, Maler aus Leidenschaft. Er illustrierte Fachbücher und schrieb über Architektureindrücke seiner Wanderungen. Unter seiner fachkundigen Hand wandelte sich das Anwesen Lindenstr. 9 in einen botanischen Garten.
Einen gesellschaftlichen Mittelpunkt schuf während ihrer sieben Jugenheimer Jahre Luise von Ploenies (1803-1872) mit dem “Dichterheim” (Hauptstraße 4). Sie selbst betätigte sich als Übersetzerin für Flämisch und Verfasserin religiös geprägter Lyrik.
Einem anderen Genre widmete sich Henny Koch: Sie gehörte zu den meist gelesenen Jugendbuchautorinnen. Mit 29 VerÖffentlichungen von Mädchenbüchern, Reise- und Kolonialliteratur, Backfischromanen verzeichnete sie Erfolge, den größten bescherte “Papasjunge”: in 94 Auflagen erschienen, in 5 Sprachen übersetzt und in Italien verfilmt!
Reinhard Roehle urteilte, dass ihre “Bücher zu Menschenkindern sprechen, um Freude zu machen.” Details ihrer Umgebung verwob sie oft in die Zeilen, denn das frohe Leben hier mag ihre Schaffensfreude gestärkt haben: “In meiner Klause mit zufriedenem Sinn tausch ich mit keiner Königin.”
Seit 2002 ist die Zwingenbergerstr. 20 deshalb Kulturdenkmal.
Am schönsten wäre es, wenn darüberhinaus wieder eine lebendige, enthusiastische Beschäftigung mit der damaligen reichen Kulturszene in Gang käme.
Dana Rothsteins ambitionierte Ausstellung macht größte Lust, die Tintenspuren des Ortes zumindest lesend weiter zu verfolgen.
“Tag der Literatur” mit literarischen Informationen, Lesungen, Ausstellungen und einem literarischen Stadtrundgang
ALSFELD. Mit einer literarischen Matinee begann bei strahlendem Frühlingswetter am Sonntag in Alsfeld der “Tag für die Literatur”, der mit zahlreichen Veranstaltungen in ganz Hessen begangen wurde. So war die Stimmung unter den mehr als zweihundert Gästen und Akteuren angeregt und heiter, als Jochen Weppler, Vorsitzender des Alsfelder Geschichts- und Museumsvereins, sie im Rittersaal des Museums begrüßte. Besonders hervorzuheben sei mit Blick auf die Museumspädagogik, die auch im Alsfelder Museum mehr und mehr an Bedeutung gewinnen soll, die Zusammenarbeit bei diesem literarischen Projekt mit der Albert-Schweitzer-Schule und der Stadtschule, so Weppler. Die Schüler unterschiedlichster Altersklassen und Schulformen hatten sich gemeinsam mit ihren Lehrern auf Spurensuche begeben, um Alsfelder Autoren zu entdecken und diesen ein Forum zu geben.
Während der feierlichen Einweihung des Gedenksteins für Johanna Merck, zu der man erstmals durch den wiedereröffneten Hintereingang über den Innenhof des Museums schritt, dankte Bürgermeister Ralf Becker allen Beteiligten, den Organisatoren, Mitwirkenden und Sponsoren für ihr Engagement, die Idee, Alsfelder Autoren wieder ins Bewusstsein zu rufen, umzusetzen. Auch Elisabeth Hillebrand, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule, sprach von einem “Projekt, das zündet”, wenn Kultur in dieser Weise über junge Leute weitergegeben wird. Peter Schwärzel, Leiter der Stadtschule, zeigte sich besonders von dem Zugang seiner noch sehr jungen Schüler zu diesem Stück Literatur sehr überrascht und erfreut. Er sei dankbar und stolz, dass seine Schule sich beteiligen konnte.
Abschließend erklärte Michael Rudolf, er sehe für die Fortführung dieses generations- und institutionsübergreifenden Projekts große Chancen, habe er doch schon weitere Alsfelder Autoren gefunden, die es zu entdecken gebe.
In dem anschließenden zweieinhalbstündigen Programm boten zahlreiche Schüler der beiden teilnehmenden Schulen, moderiert von Julia Krug und Elena Ritter und musikalisch umrahmt von Ines Hohl am Klavier und David Bernbeck am Cello, die Ergebnisse ihrer Spurensuche dar. Eine Ausstellung zeigte einen interessanten und bunten Blick der Grundschüler auf die lange vergessenen Schriftsteller, während in den folgenden Präsentationen der Gymnasiasten nicht nur die Biografien, sondern auch die Zuordnung zu politischen und literaturgeschichtlichen Epochen sowie Informationen über die unterschiedlichen Stile der Autoren beleuchtet wurden.
Literatur-Wegbereiterin
Zunächst ging es um Johanna Merck (1737-1773), Wegbereiterin der deutschen Literatur, die mit ihrer Familie in Alsfeld lebte. Aufgrund ihrer Art, Gefühle zu beschreiben, wird sie gerne mit der antiken griechischen Dichterin Sappho verglichen. Jedoch schrieb sich nicht nur Gedichte (“Gedichte eines Frauenzimmers”), sondern auch Prosa, in der sie sich einerseits ihren Hauptthemen Bewusstsein, Religion und Freundschaft widmete, andererseits aber auch – Mensch ihrer Zeit – sich mit den Inhalten der Aufklärung auseinandersetzte. Veröffentlichungen ganz anderer Art bot der Historiker Johann Just Winkelmann (1620 – 1699), der in seinem Hauptwerk besonders die von ihm sehr geschätzte Stadt Alsfeld pries. Seine Verbindung zu Alsfeld war die Herkunft seiner Mutter Barbara Stumpf.
Über Henny Koch, geboren 1854 in Alsfeld (gest. 1925) und ihre “Backfischliteratur” berichteten nicht nur die Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Schule, sondern auch die Kinder einer vierten Grundschulklasse, die ein ebenso liebenswertes wie heiteres Stück über einen Besuch von Stadtkindern in der Schwalm aufführten. Henny Koch, eine inzwischen vergessene Schriftstellerin, beschrieb in ihren Werken oft den typischen und von der Gesellschaft erwünschten Werdegang junger Frauen.
Einen historischen Exkurs boten drei Schüler mit ihrer Präsentation des Lebens und Wirkens des Ober-Gleener Revolutionärs Friedrich Ludwig Weidigs, der gemeinsam mit Georg Büchner den “Hessischen Landboten” herausgegeben hatte. Sehr anschaulich wurde im Anschluss die Biografie Frieda Bückings (1853 – 1925) beschrieben. Weit gereist und für die damalige Zeit sehr emanzipiert, verarbeitete sie persönliche Erlebnisse in ihren Geschichten aus der Schwalm und Alsfeld, zum Beispiel in der Erzählung “Aus dem Leben einer kleinen Stadt”, in der sie liebevolle Details aus dem Alltag der Bewohner Alsfelds porträtiert, die sie aus dem Erker ihres Hauses am Marktplatz beobachtet.
Als letzter Alsfelder Literat wurde schließlich Wilhelm Jacob Georg Curtman (1814 in Alsfeld – 1896) vorgestellt. Als Pädagoge von bedeutendem Rang machte er sich als Bildungsreformer und Philosoph einen Namen und veröffentlichte zahlreiche Werke in Zeitschriften und Büchern. Aus seinen “Lehrreichen Geschichten” boten zuerst Schüler einer sechsten Gymnasialklasse einen interessanten Einblick in die Inhalte der Geschichten damals, überarbeitet mit Bezug auf die heutige Zeit.
So wurde aus einem Wald, in dem sich ein Kind verirrte und von einem Bettler gerettet wurde, ein U-Bahnhof in L.A. und eine Drogengang. Literarische Ansätze sind offensichtlich zeitlos. Auch Wilhelm Trautwein, Curtmans Ur-Ur-Enkel, las aus dem Werk seines Vorfahren. Zum Abschluss dieser Matinee, die bis in den frühen Nachmittag andauerte, stand noch einmal der aktuelle Bezug zur Literatur auf dem Programm: Die Teilnehmer an der Deutsch-Olympiade, Schüler der Albert-Schweitzer-Schule, die vor kurzem die Silbermedaille im Landeswettbewerb gewonnen haben, zeigten ihr Können im kreativen und originellen Umgang mit Sprache.
Zum Abschluss des Programms stimmte Ines Hohl am Klavier das Publikum, dessen Reihen sich inzwischen doch schon gelichtet hatten, mit den frühlingshaften Stücken “März – Lied der Lerche” und “Juni – Barkarole” von Peter Tschaikowsky auf einen warmen Nachmittag ein, an dem sich die Möglichkeit bot, gemeinsam mit Stadtarchivar Michael Rudolf einen ersten literarischen Stadtrundgang zu machen, auf dem man an signifikanten Stellen die Gedenktafeln für die vorgestellten Autoren entdecken konnte.