Advent und Weihnachten bei Henny Koch

Spielt Weihnachten und die Adventszeit eine Rolle im Werk von Henny Koch? Ja, ganz klar, sind dieses Fest und die Vorbereitungszeit in jeder Familie in Henny Kochs Erzählungen ein Thema.

In den Sammelbänden mit kleineren Erzählungen geht es oft um Wünsche, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft im Zusammenhang mit dem Fest der Liebe.

Ein neues Fundstück im Internet dazu ist „Der Fernsprecher als Weihnachtsengel“ auf YouTube, 2021 eingelesen von Jasmin Staab. Dort kann man fast eine Stunde lang wunderbar in die Geschichte um Hilde, Ulrich und ihren Weihnachtsengel eintauchen. Hilde und Ulrich haben erst vor vier Wochen ihre Mutter verloren. Nun steht Weihnachten vor der Tür und Hilde ist gar nicht nach feiern zumute. Ulrich jedoch – erst 5 Jahre alt – wünscht sich vom Christkind einen Weihnachtsbaum und auch, dass seine Mutter wiederkommt. Da er nicht weiß, wo das Christkind wohnt, beschließt er, es einfach anzurufen.

Zu Weihnachten 2022 erschien nun auch noch “Einer kleinen Heldin Weihnachtsabend”. In der Erzählung geht es um Röschen, die mit ihren Eltern am Bahngleis lebt. Das kleine Häuschen haben sie vom Förster bekommen, für den der Vater arbeitet. Das Försterehepaar ist sehr gut zu der kleinen Familie. Am heiligen Abend schenken sie der Kleinen ein Tannenbäumchen, das die Mutter und Röschen eifrig schmücken – nicht ahnend, dass dieser Abend ganz anders verlaufen wird als erwartet.

Für die kleinsten gibt es ein paar weihnachtliche Gedichte, die auch hier schon nachzulesen sind. Sie sind ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber mit Henny Kochs Humor und kleinen Pointen zum Schluss werden kleine Begebenheiten im Zusammenhang mit Weihnachtswünschen beschrieben. Alle drei Gedichte sind ursprünglich 1902 im Gartenlaube-Bilderbuch erschienen.

Dazu habe ich im letzten Jahr noch eine spannende Entdeckung gemacht: Im von Loretta Holl  und Csilla Györgypál neu bearbeiteten und 2020 erschienenen veröffentlichten Lehrbuch „Ungarndeutsche Volkskunde für die 1.-2. Klasse der Grundschule“ kommt tatsächlich Henny Kochs Gedicht „Ännchen schreibt ans Christkind“ eigentlich „Annchen schreibt“ vor.

In den Fortsetzungsgeschichten, die in Buchform veröffentlicht wurden, kommt im Jahreslauf Weihnachten vor, bei „Papas Junge“ zum Beispiel sogar ganz am Schluss mit dem großen Happy End, dass Friedel Polten sich an Heiligabend verlobt.

Heiligabend!
Die Dämmerung sank hernieder, schon sehr frühe, denn der Tag war grau. Leise, leise fiel Flocke um Flocke vom Himmel und bettete sich sachte, sachte, wo sie eben hintraf, auf Straße, Busch und Baum, auf Giebel und First, auf jeder Kante und jeden Vorsprung. Allmählich hüllte sich die Erde still und feierlich in ihr weißes Festgewand, und still und feierlich zog die Christnacht herauf.”

Henny Koch in “Papas Junge”, 1905, S. 325/6

In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern dieser Website eine wunderschöne Adventszeit.

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