Die italienische verfilmung von Papas Junge

Henny Kochs erfolgreichste Erzählung Papas Junge war in Italien als Il Birichino di Papà so bekannt und beliebt, dass es dort 1942 sogar verfilmt wurde.

Regie führte Raffaello Matarazzo, die Musik schrieb Nino Rota (bekannt für die Filmmusik zu “Der Pate”). Die Hauptrollen spielten:
Chiaretta Gelli [Nicoletta],
Armando Falconi [Leopoldo Giovannini],
Dina Galli [la marchesa],
Amelia Chellini [Elisa] und Anna Vivaldi [Livia] .

Ich habe die Verfilmung vor einigen Jahren als Videocassette aus der Reihe 100 Film per 100 Anni di Cinema und später als DVD ergattert. Inzwischen ist auch ein kleiner Ausschnitt aus dem Film auf Youtube zu finden:

Grundlegende Elemente der Romanhandlung sind in der Verfilmung zu erkennen. Ansonsten handelt es sich aber doch um eine sehr freie Adaption. Elfriede Polten, die vom Vater ‚Friedel’ und von der Tante konsequent ‚Frieda’ gerufen wird, heißt in dem italienischen Film für die Tante ‚Nicoletta’ und für den Vater ‚Nicola’. Es ist genauso ein wildes Mädchen wie im Buch, das zum Beispiel mit der Pferdekutsche über die Landstraße jagt. Papas Junge spielt zwar im Film nicht Geige, ist aber trotzdem sehr musikalisch und singt, was in einem Film vielleicht auch besser wirkt. Nicola wird in eine strenge Internatsschule geschickt, um zum Mädchen erzogen zu werden, was aber genau wie im Buch nicht wie gewünscht klappt. Der Hauptunterschied zum Buch ist eine Geschichte, die um die geplante Hochzeit der Schwester gesponnen wird. Insgesamt wird Papas Junge als ein Mädchen dargestellt, das sich nichts gefallen lässt, sich für andere einsetzt und trotz seiner Wildheit ein großes Herz hat, wie Henny Koch auch eindeutig den Charakter der Friedel Polten im Buch beschreibt.

Marianella: “E su questo divano che ci siamo dati il primo bacio … ricordi?”
Roberto: “Sono successe tanta cose da allora”
Marianella: “Ma il divano c’è sempre!”

Marianella: “Und auf diesem Sofa gaben wir uns den ersten Kuss … Erinnerst du dich?”
Roberto: “Seitdem ist viel passiert”
Marianella: “Aber das Sofa ist immer da!”

Livia: “Senti è meglio che ce ne andiamo, questo avvocato sta peggio di noi”
Nicoletta: “Meglio così, più si è poveri, più si aiuta il prossimo”

Livia: “Wir gehen besser. Dieser Anwalt ist schlechter dran als wir.”
Nicoletta: “Besser so, je ärmer du bist, desto mehr hilfst du anderen.”

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Ada Brodnitz: Zwei Fluchten nach England

Am 21. Oktober 2023 ist ein Audiobeitrag zu Ada Brodnitz mit dem Titel “Zwei Fluchten nach England” online gestellt worden, entstanden im Zusammenhang mit dem Projekt “STOLPERSTEIN-APP” in Seeheim-Jugenheim.

Wer war Ada Brodnitz und was hat Ada mit Henny Koch zu tun?
Wieso berichte ich überhaupt hier darüber?

Nach Henny Kochs Tod im Jahr 1925 lebte ihre Schwester Helene Koch weiterhin in der Klause und gründete dort eine Schule mit Pension für englische Studierende, und zwar gemeinsam mit Ada Brodnitz.

Die Schule bestand bis 1937/8, als Ada Brodnitz als Jüdin Deutschland verließ, nach England zog und Helene ihr folgte.

In Jugenheim gibt es seit 2014 vor der Klause einen Stolperstein für Ada Brodnitz, und damit er nicht wie so viele anderen Stolpersteine “stumm und im Alltag oft unbemerkt, im wahrsten Sinne des Wortes “übergangen”” wird, vertont eine Arbeitsgruppe in Seeheim-Jugenheim die Biografien dahinter und stellt die Audiobeiträge zunächst über youtube, später auch in einer Stolperstein-App zur Verfügung.

Die Patin des Stolpersteins für Ada Brodnitz und die Autorin des informativen, lebendigen und atmosphärischen Audiobeitrags “Ada Brodnitz: Zwei Fluchten nach England” ist Inge Sichau:

Eine Liste aller Seeheim-Jugenheimer Stolpersteine ist hier zu finden:

Stolpersteine | Seeheim – Jugenheim

Zur Entstehung und zu den Hintergründen des PROJEKTS “STOLPERSTEIN-APP” und der Stolpersteine-Arbeitsgruppe gibt es auch einen sehr interessanten Blog mit Texten von Maidon Bader, die das Projekt medienpädagogisch begleitet. Man erfährt viel über die einzelnen Arbeitsschritte bis zum fertigen Audiobeitrag, zu den Herausforderungen und Erlebnissen:

Blog Stolperstein-App | Seeheim – Jugenheim

Es folgen ein paar Zitate aus dem Blog, die während der Arbeit an dem Audiobeitrag über Ada Brodnitz enstanden sind:

Was für eine erstaunliche Frau war diese Ada Brodnitz, über die Inge erzählt! Eine alleinerziehende Frau mit eigener Sprachschule in Jugenheim, an die ihre englische Enkeltochter noch heute die besten Erinnerungen hat. Beim Zuhören öffnet sich ein Fenster in eine andere Welt, nicht nur bei dieser, sondern auch bei den anderen Erzählungen. Die kleinen Spratzler und Fehler auf der Aufnahme, die Interview-Partner*innen, die so verschieden agieren und nachfragen, die kleinen Dialoge, die sich dabei ergeben, all das bringt uns das Medium wieder nah, macht es lebendig und macht Lust auf mehr!  

aus dem Blog zur Stolperstein-App, Februar 2023

Ah, so klingt es, wenn Martin von Heinrich Koppel erzählt, wenn Birgit ein Zitat aus der Ada Brodnitz-Biografie mit englischem Akzent spricht, sofort bekommt das Erzählte Charakter. Dazwischen die gesprochenen Regieanweisungen: „Sendersuche im Radio“, „Autotür schlägt“. Ein erster Höreindruck kommt dabei heraus, eine Audioskizze zum Nachhören. Und die Einsicht: Das Medium, mit dem wir arbeiten, ist kein Hindernis, es ist ein Gewinn.

aus dem Blog zur Stolperstein-App, April 2023

 „Ich brauche noch Stimmengewirr“, sagt Inge. In Ada Brodnitz Sprachschule waren junge Frauen, die Englisch und Deutsch sprachen. Wir versammeln uns um den Gartentisch, es ist nicht schwer, das zu simulieren. Martin nimmt unsere „Atmo“ auf. Den ganzen Tag über sind wir beschäftigt. 

aus dem Blog zur Stolperstein-App, Juli 2023

Mit jeder Lebensgeschichte zieht es uns tiefer in eine Zeit vor unserer Zeit, als es noch jüdische Mitbürger*innen in Seeheim und Jugenheim gab. Auf einmal ist die Geschichte zum Greifen nah. Und sie ist ergreifend. Das haben wir geschafft.

aus dem Blog zur Stolperstein-App, Juli 2023

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