Am 22. September 1854 in Alsfeld geboren, zog Henny Koch 1881 mit ihrer verwitweten Tante Sophie Ernst nach Jugenheim an der Bergstraße, lebte zunächst in dem damals als “Villa Ernst” bezeichneten Haus in der Zwingenberger Str. 4, seit 1898 dann aber mit ihrer Mutter Amalie, geb. Hartmann, in der Zwingenberger Str. 20, genannt “Die Klause”.
Jugenheim und vor allem dieses Haus entwickelten sich zu einem Zentrum der Familie. Nach dem Tod der Mutter zog 1914 die Schwester Helene Koch zu, 1916 die Tante Auguste Hartmann.
Heute fast in Vergessenheit geraten, war sie zu ihrer Zeit eine sehr bekannte, viel gelesene Jugendschriftstellerin, die 29 Bücher für junge Mädchen veröffentlicht hat. Ihre Erzählungen erschienen meist als Fortsetzungsgeschichten in der illustrierten Mädchenzeitung “Das Kränzchen”, wurden erst später in Buchform herausgebracht. Zum Teil wurden sie sogar in sieben Sprachen übersetzt. Ihre schriftstellerische Karriere begann Henny Koch 1890 mit Übersetzungen amerikanischer Werke und mit der freien Bearbeitung eines Buches von Laura E. Richards, bis sie 1901 ihr erstes eigenes Werk herausbrachte.
Alle Bücher und Kurzgeschichten hat sie in Jugenheim verfasst. Wenn der Ort selbst auch nie erwähnt wird, so ist doch in einigen Erzählungen zu erkennen, dass die Umgebung und die Bewohner der hessischen Bergstraße sie inspiriert haben.
Ihre Bücher sind zur Backfischliteratur zu zählen, wobei es sich aber nicht nur um typische Backfischromane handelt, sondern auch andere, untypische Themen in die Geschichte der Entwicklung eines jungen Mädchens miteingesponnen werden. Die Literaturwissenschaft spricht von sich in der Kaiserzeit neu herausbildenden Gattungen, dem Mädchenkriegsroman, Mädchenkolonialroman, Mädchenreiseroman und dem historischen Mädchenroman. In Henny Kochs Werk finden sich Exemplare zu jeder dieser Gattungen, aber natürlich auch mehrere typische Backfischromane.
In Jugenheim kann zu Beginn des ersten Jahrzehnts im 20. Jahrhundert von einem literarischen Kreis gesprochen werden. Henny Koch als Mädchenbuchautorin gehörte dazu, mit der noch heute bekannten Helene Christaller und auch mit Reinhard Roehle als Autor von Knabenbüchern, die beide Henny Koch gut kannten und Nachrufe zu ihrem Tode am 13. Juni 1925 verfassten.