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Nach Abschluss meines Studiums des Bauingenieurwesens 2004 an der TU Darmstadt habe ich die Zeit der Jobsuche mit der Konzeption einer Ausstellung zu der Jugendschriftstellerin Henny Koch überbrückt, mit deren Leben und Werk ich mich schon seit mehreren Jahren beschäftigt hatte.
In dieser Zeit habe ich auch mein Interesse am Schreiben und an Sprache entdeckt und bin, um dieses mit meiner technischen Vorbildung zu kombinieren, auf die Idee gekommen, 2005 ein Masterstudium der “Technischen Redaktion” an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft aufzunehmen. Inzwischen bin ich in diesem Bereich tätig.
Angefangen hat mein Interesse für Henny Koch damit, dass ich im Frühjahr 1997 das Buch “Papas Junge” geschenkt bekommen habe. Als ich es zur Hand nahm, hatte ich nichts weiter vor, als bei der Lektüre hoffentlich gut unterhalten zu werden. Ich hatte wirklich nicht vor, für die nächsten Jahre ein Hobbyforscher in der lokalen Geschichte zu werden. Aber es kommt eben oft anders als man denkt.
Im folgenden möchte ich versuchen zu erklären, wie sich langsam und mit vielen Zufällen verbunden aus einer kleinen Idee eine große spannende Entdeckungsreise entwickelt hat. Ich möchte auch andere Menschen anregen, sich mal für die Geschichten hinter den Dingen zu interessieren.
1995 bin ich nach Balkhausen, einem Ortsteil von Seeheim-Jugenheim, umgezogen und habe mich als Neubürgerin für die Gegend, ihre Sehenswürdigkeiten und Geschichte interessiert. Im Ortsbild von Jugenheim fällt besonders ein blaues Haus auf, in dem die Schriftstellerin Helene Christaller gelebt hat, die eine Menge Romane geschrieben hat, aber auch drei autobiographische Bücher, und zwar “Meine Mutter”, “Als Mutter ein Kind war” und “Das Blaue Haus”, in denen man viel Interessantes über die Familie Christaller, unkonventionelle Lebensformen, Darmstadt und auch Jugenheim in früheren Zeiten lesen kann. Bei den Schriftstellern, die in Jugenheim gewohnt haben, war ich also schnell angelangt. Nur wie kam ich nun auf Henny Koch, die Autorin von Mädchenbüchern oder wie man früher sagte “Backfischliteratur”?
Biographien habe ich schon immer gern gelesen. So ergab sich 1996 das Weihnachtsgeschenk “Nesthäkchen kommt ins KZ” über Else Ury, die Autorin der “Nesthäkchen”-Bücher, die als Jüdin im KZ umgekommen ist. Durch die neuen Informationen über ihr Leben war mein Interesse an ihren Büchern geweckt, die heutzutage im Handel aber nur noch zum Teil und dann in neu bearbeiteter Form vorliegen. Um ihren ursprünglichen, typischen Schreibstil beurteilen zu können, sollte man die alten Nesthäkchen-Ausgaben aus den 20er Jahren lesen.
Eine Freundin hat meine Begeisterung für die alten Bücher mitbekommen und mir im Frühjahr 1997 “Papas Junge” geschenkt, ein Titel, der mir nichts sagte, eine Autorin, von der ich auch noch nichts gehört hatte: Henny Koch. Ich wollte nur nachschlagen, wer diese Henny Koch war und wann sie gelebt hat, und habe im “Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur” erfahren, dass Henny Koch 1854 in Alsfeld geboren und am 13.6.1925 in Jugenheim an der Bergstr. gestorben ist.
Das hat mich neugierig gemacht. Da musste Henny Koch einige Zeit ihres Leben in Jugenheim verbracht haben. Also habe ich in Buchmanns “Jugenheim, Balkhausen und der Heiligenberg” nachgeschaut und die Bestätigung bekommen. Außer Geburts- und Todesdatum sind dort aber nur wenige Bücher erwähnt; immerhin wusste ich nun: gewohnt hat sie in der “Klause”, heute Zwingenberger Str. 20.
Ich habe mich also auf Spurensuche begeben, mich hat der Ehrgeiz gepackt, mehr herausfinden zu wollen. Ein paar biographische Angaben nur und ein paar Buchtitel, das konnte doch nicht alles sein, was über eine zu ihrer Zeit sehr bekannte Schriftstellerin, wie ich aus der Vielzahl ihrer Veröffentlichungen geschlossen hatte, in Heimatbüchern oder Lexika für die Nachwelt festgehalten wird!
In Jugenheim kann fast jeder etwas mit dem Namen “Helene Christaller” anfangen, wenn auch vielleicht nur durch den “Helene-Christaller-Weg”, aber niemand hat etwas von Henny Koch gehört. Ich stieß immer nur auf erstaunte Gesichter: “Nein, von einer Henny Koch haben wir noch nichts gehört. Die soll in Jugenheim gewohnt haben?”.
Mein nächstes Ziel war dann erst einmal, Bücher zu finden. Diese anfängliche Suche in Antiquariaten und auf Flohmärkten entwickelte sich bald zu einer Suche nach Fakten und weiteren Puzzlestücken in Archiven und Bibliotheken im In- und Ausland, um ein immer klareres Bild der Jugendbuchautorin Henny Koch zu erhalten.
Von Henny Koch kam ich auf ihre Schwester Helene Koch, die in den 1930er Jahren in Jugenheim eine Sprachenschule für englische Studierende betrieben hat. Eine ehemalige Schülerin habe ich sogar in England besucht. Weiterhin bin ich auf einen anderen vergessenen Autor gestoßen: Reinhard Roehle. Dieser Autor von “Knabenbüchern” verfasste einen Nachruf zum Tode von Henny Koch. Die interessanten Themen in der lokalen Geschichte hören nicht auf.
Jede Anregung und Kritik ist willkommen! Einfach eine E-Mail schreiben an: info@hennykoch.de