Der Henny Koch auf der Spur

“Backfisch”-Literaturexpertin im Rathaus – Dana Rothstein und ASS-Schüler forschen

ALSFELDVor gut 100 Jahren rissen sich ihre Fans um ihre Bücher, heute kennt keiner mehr die Werke von Henny Koch. Im Rahmen eines historischen Literaturprojekts beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule mit der ehemals berühmten Autorin aus Alsfeld. Am Samstag trafen sie sich nun erstmals mit der “Henny Koch- Expertin” Dana Rothstein. Da sperrt sogar der Bürgermeister am Samstag das Rathaus auf, wenn ein so außergewöhnlicher Gast seine Stadt besucht.

Mit einem offiziellen Empfang wurde Dana Rothstein in Alsfeld begrüßt. “Es ist für mich eine große Freude, hier in der Geburtsstadt von Henny Koch zu sein”, sagte Dana Rothstein zu Beginn des Treffens. Durch den hessischen Tag der Literatur, der im Mai vergangenen Jahres in Alsfeld stattfand, war sie auf die Arbeit der Gymnasiasten aufmerksam geworden.

Unter der Leitung des Stadtarchivars und Lehrers für Deutsch und Geschichte an der ASS, Michael Rudolf, beschäftigen sich 15 Arbeitsgruppen mit den großen Literaten, die Alsfeld einst zu bieten hatte. Als Stellvertreter der “Henny Koch-Klasse” 11b waren Laura Braun, Katrin Martin und Nico Rühl dabei.

Außerdem machte sich die Marburger Deutschstudentin Magdalena Naumann bei dem Treffen ein Bild über die so genannte “angewandte Archivspädagogik”. “Für diese Arbeit kann man Ihnen kaum genug danken. Sie präsentieren uns als eine Stadt mit Geschichte in der Öffentlichkeit”, so Bürgermeister Ralf Becker über die Arbeit der Schüler. Die Content-Managerin Dana Rothstein lebt zur Zeit in Aalberg in Österreich und beschäftigt sich in ihrer Freizeit seit 1998 intensiv mit Henny Koch, die 1854 in Alsfeld geboren wurde und 1881 nach Jugenheim zog. Sie war eine der größten Vertreterinnen der so genannten “Backfischliteratur”.

“Henny beschreibt in ihren Büchern sozusagen die Teenie-Probleme der damaligen Zeit. Es werden geschichtliche Ereignisse, Reiselust und die ganz normalen Probleme junger Mädchen sehr lebendig erzählt”, erklärt Rothstein.

Einige ihrer bekanntesten Werke wie “Trotzkopf” oder “Papas Junge” sind auch unter anderem in Italien, Spanien und Ungarn erschienen. Durch die 90 teilweise auflagenstarken Bücher konnte Henny Koch ein durchaus komfortables Leben führen. Sogar in einem Vorgänger der Bravo, dem Jugendmagazin “Wir Mädchen”, veröffentlichte sie eine Fortsetzungsgeschichte. Die aktuellen Arbeiten der Albert-Schweitzer-Schule reihen sich in eine Kette gleichartiger Projekte ein, die auf die feste Zusammenarbeit zwischen städtischen Einrichtungen wie dem Stadtarchiv und Schulen setzt.

“Wir versuchen somit natürlich auch das Bewusstsein für große, längst vergessene Autoren wieder zu wecken”, so Projektleiter Michael Rudolf. Die gesammelten Informationen sollen in einer Ausstellung und einer Publikation am 10. Juni veröffentlicht werden.

jul, Oberhessische Zeitung, 4.3.2010

 

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